Thyssenkrupp ringt um Stahl-Exit
Darin heißt es sinngemäß, dass die Lage des Unternehmens ernst genug sei, um verschiedene Wege offen zu diskutieren. Merz fordert verschiedene Perspektiven sogar offensiv ein. Im Unternehmen sind von dieser nicht immer leisen Diskussionskultur, die es so bisher nicht gab, viele Mitarbeiter allerdings irritiert. Streitpunkt ist vor allem die künftige Stahl-Strategie.
Merz soll auf eine Abspaltung der Sparte drängen. Immerhin gibt es nach unseren Informationen inzwischen strategische Interessenten, angeblich aus Südamerika (CSN) und anderen außereuropäischen Regionen (Indien). Finanzinvesto-ren wie der zuletzt genannten CVC mit ihren zweistelligen Renditeerwartungen ist ein Stahl-Deal dagegen nach unseren Informationen wohl doch zu heiß. Es gebe zu viele offene Fragen (Pensionsverpflichtungen, Kaufpreis, Sanierungsplan, politische Unterstützung).
Im Grundsatz sollen auch Burkhard und der Großteil des Aufsichtsrats eine dezentrale Aufstellung und Verselbständigung der Stahlsparte als alternativlos ansehen, heißt es in Essen. Die Frage ist allerdings, zu welchen Bedingungen: Wie stark bleibt der Konzern beteiligt, wie schnell und vor allem wie (Spin-off, IPO, etc.) erfolgt die Trennung. Auch wenn sie mit Ursula Gather als Vertreterin der Krupp-Stiftung als größter Aktionärin eine wichtige Verbündete hat, wächst der Druck auf Merz, auf der ao. AR-Sitzung in der letzten Märzwoche einen klar definierten Marschplan zu präsentieren.
Intern heißt es allerdings, Entscheidungen seien auf der Sitzung nicht zu erwarten. Vielmehr gehe es um ein Update für den Stahl, aber auch für andere Bereiche wie Multitracks und Automotive, wo das eigentlich schon beschlossene Joint Venture mit NSK noch mal auf den Prüfstand kommen könnte. Ob das dem AR reicht, wird sich zeigen. mr