Thyssenkrupp – „Stahl-Experte“ Dibelius übt sich in Geduld
Die Chefin der Krupp-Stiftung als größte Aktionärin hat Russwurm, der mit Merz nicht warm wurde, im letzten Frühjahr bei der vorzeitigen Vertragsverlängerung für Merz noch die Stirn geboten. Damals hatte sich dem Vernehmen nach Personalchef Oliver Burkhard als Merz-Nachfolger ins Spiel gebracht, allerdings ohne die Zustimmung der Arbeitnehmervertreter im AR. Die hatten jetzt mit Borrego kein Problem, so dass Gather im Sinne einer friedlichen Lösung Merz trotz inhaltlicher Übereinstimmung fallen ließ. Ob die Verselbstständigung der Stahlsparte, die sowohl Russwurm wie auch Gather befürworten und auch die Arbeitnehmer bei entsprechenden Zusagen nicht blockieren werden, durch den Wechsel an der Spitze beschleunigt wird, darf bezweifelt werden. Borrego muss sich einarbeiten, eine klare Strategie, die jede Thyssenkrupp-Sparte unabhängig für sich entwickeln soll, fehlt schon länger.
Dem Interesse an der Stahlsparte der Essener tut das keinen Abbruch. Neben Brasiliens CSN stehen Jindal und CVC bereit. CVC, an dessen unverbindlicher Offerte sich die Inder zwischenzeitlich sogar beteiligen wollten, ist nach unseren Informationen am weitesten. Das vorgelegte industrielle Konzept sei akzeptiert. Der Standort Duisburg dürfte dank höherer Kapazitätsauslastung profitieren. CVC-DACH-Lenker Alexander Dibelius, der vor 25 Jahren bei der versuchten feindlichen Übernahme von Thyssen durch Krupp-Hoesch erste Stahl-Erfahrung sammelte, weiß, was er tut. Dank absehbar steigender Nachfrage aus der Rüstungsindustrie, guter Stahl- und sinkender Energiepreise, ist die Branche durchaus zuversichtlich. Jetzt muss sich der frühere Goldman-Banker mit Borrego „nur“ noch über den Preis einig werden. mr