Bankensektor

UBS, Julius Bär, CS – Ratlose Vermögensberater

Steigende Kurse und Zinsflaute haben den großen Vermögensverwaltern lange Zeit in die Hände gespielt. Jetzt dreht sich das Blatt. Für 6 Monate Festgeld in US-Dollar zahlt Morgan Stanley vermögenden deutschen Privatkunden bereits wieder über 3% Zins. Gleichzeitig wächst angesichts zunehmender Rezessionsängste die Sorge vor weiteren Kurskorrekturen.

26. Juli 2022

Da vergeht vielen, vor allem privaten Kunden die Lust aufs Investieren. Festgeld ist Trumpf, bringt aber keine Marge. Das spiegelt sich in den Halbzeitergebnissen von Julius Bär, UBS und heute voraussichtlich auch CS. Bär-CEO Philipp Rickenbacher musste am Montag für das H1 25% Gewinnrückgang vermelden auf 451 Mio. CHF. Die AuM schrumpften um 11% auf 428 Mrd. CHF bei gleichzeitig steigenden Kosten für IT, Rechtsstreitigkeiten und Personal.

UBS als einer der weltweit führenden Vermögensverwalter (3,9 Bio. Dollar) kam im Q2 gerade einmal auf 400 Mio. Dollar Nettoneugeld. Vor allem in den USA, wo die Zinsen bereits kräftig geklettert sind, lief es beim Global Wealth Management nicht rund. Spartenchef und UBS-Urgestein Tom Naratil zieht sich zurück. Co-GWM-Vormann Iqbal Khan übernimmt nun auch Americas. Die Asset Management-Sparte verlor sogar 12 Mrd. Dollar. Steigende Zinserträge und weiterhin unverändert niedrige Wertberichtigungen konnten die wegbrechenden Provisionen nicht kompensieren. Wie berichtet (s. PLATOW v. 20.7.), landete der Gewinn nur dank eines 850 Mio. Dollar-Sonderertrags mit 2,1 Mrd. Dollar knapp über Vorjahr, was viele Analysten auf dem falschen Fuß erwischt und die Aktie über 8% in den Keller geschickt hat. Vormann Ralph Hamers bleibt mit Blick auf das künftige Investitionsverhalten der Kunden zudem anders als Rickenbacher, der im H2 bereits eine Normalisierung der Neugelder in Aussicht stellt und fleißig neue Berater einstellen will, vorsichtig.

Für die deutsche Konkurrenz, wo die Deutsche Bank am heutigen Mittwoch mit der Q2-Berichterstattung startet, sind die Aussichten indes gar nicht so schlecht. Von Wertberichtigungen auf breiter Front kann keine Rede sein. Die Deutsche profitiert von ihrem starken Anleihehandel, der sich bei der UBS so nicht findet. Bei der Commerzbank (Zahlen am 3.8.) können sich die Zahlen dem Vernehmen nach ebenfalls sehen lassen. Zumindest operativ läuft es, so dass die Gelben in Polen eine weitere (überschaubare) Abschreibung verdauen können. Und auch bei der DZ Bank, in den letzten Jahren oft die ertragsstärkste Bank im Land, kann von Krisenstimmung bisher keine Rede sein. Zwar verdienten die Genossen wohl nicht so viel wie im Vorjahr. Operativ aber läuft es gut und von höherer Risikovorsorge ist nichts zu hören.

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