Asset Management

Unbekannte Risiken versichern

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M&A-Transaktionen bergen Risiken, selbst wenn die Transaktion längst abgeschlossen ist: Es sind die Garantien, die den Verkäufer noch lange nach Abschluss des Deals einholen und den bereits erlangten Kaufpreis erheblich mindern können. „Bei klassischen M&A-Transaktionen übernimmt der Verkäufer die Haftung für mögliche Risiken im operativen Geschäft, die trotz Due Diligence unerkannt geblieben sind“, sagt Jörn-Christian Schulze, Corporate-Partner bei Arqis Rechtsanwälte. Denn natürlich erwartet der Käufer des Unternehmens einen adäquaten Gegenwert für den gezahlten Kaufpreis. Diesen lässt er sich durch Garantien des Verkäufers absichern.

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Ohne derartige Garantien wird der Kaufpreis geringer angesetzt – nur so kann der Käufer die operativen Risiken ökonomisch sinnvoll kalkulieren. Diese unterschiedlichen Interessen fängt die so genannte Warranty & Indemnity (W&I) Versicherung, also eine Gewährleistungsversicherung, auf. „Mit diesem Produkt verlagern die Parteien die Risiken auf das Versicherungsunternehmen, was beiden Interessenlagen gerecht wird“, erklärt Schulze. „Denn vor allem Verkäufer, die wenig in das operative Geschäft eingebunden waren, tun sich schwer, Garantien abzugeben, die über das Eigenturm an ihren Geschäftsanteilen hinausgehen. Sie wollen aber dennoch einen vernünftigen Kaufpreis erzielen.“

Mit der W&I Versicherung kann grundsätzlich jedes unbekannte Risiko abgesichert werden, für das ein vernünftiger Verkäufer in der konkreten Transaktion die Haftung übernehmen würde. Ob dies der Fall ist, prüft die Versicherung im Rahmen eines so genannten Underwriting Prozesses. Die Risikoanalyse wird dabei nicht auf eine zeitintensive eigene Due Diligence gestützt, sondern auf die Ergebnisse des Versicherungsnehmers. In der Praxis ist das regelmäßig der Käufer, für den die Versicherung nach einer guten Due Diligence dann die Standardgarantien übernimmt. Der Prozess ist schnell: „Zwischen der Anfrage bei der Versicherung und dem Abschluss der W&I Versicherung vergehen regelmäßig weniger als zwei Wochen“, erklärt Schulze. „Und die Kosten betragen zumeist lediglich etwa ein bis eineinhalb Prozent der Deckungssumme.“ In der Vergangenheit nutzten vorwiegend institutionelle Investoren die W&I-Versicherung, doch inzwischen setzt sich diese auch bei Insolvenzverwaltern und bei klassischen strategischen Transaktionen zunehmend durch. Denn gerade Insolvenzverwalter geben vor dem Hintergrund der eigenen Haftung traditionell keine operativen Garantien ab. Sie haben aber gleichzeitig ein großes Interesse an der maximalen Höhe des zu erzielenden Kaufpreises. Bei zirka neun Prozent aller M&A-Transaktionen wurde die W&I Versicherung im Jahr 2013 eingesetzt, die Tendenz ist steigend.

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