Villeroy & Boch – Deal mit Ideal Standard gescheitert, was nun?
Ohne konkrete Gründe zu nennen, bestätigte der Hersteller von Keramikwaren, dass keine Gespräche mehr über eine „mögliche Akquisition“ stattfinden würden. Vor über einem Jahr hatte Göring angekündigt, den Kauf des mit seinen hochwertigen Produkten sehr angesehenen belgischen Sanitärkonzerns zu prüfen. Coronabedingt wurde alles auf Eis gelegt.
Der endgültige Rückzug kommt überraschend. An seiner Ambition, mit dem in 60 Ländern vertretenen Armaturenhersteller die eigene Marktposition im Badsegment zu stärken, ließ Göring nie zweifeln. Zunächst wollte er sich mit dem Gesprächsstopp Zeit verschaffen, um die Pandemie-Effekte auf V & B einschätzen zu können. Nun weiß jeder, dass die Saarländer kaum betroffen sind. Wiederholt hatte V & B die Prognose angehoben und konnte letztlich eine gute Bilanz vorlegen (Umsatz -3,9% auf 801 Mio. Euro; EBIT stabil auf 2019er-Niveau bei 49,7 Mio. Euro). Noch besser sieht die Erwartung für das lfd. Jahr aus, in dem V & B wieder ordentlich wachsen soll (Umsatz +3 bis 5%; EBIT +5 bis 10%). Erst vergangenen Monat bekräftigte Göring, die Gespräche mit Ideal Standard fortzusetzen, sobald er wisse, wie auch das zuweilen defizitäre Übernahmeobjekt die Krise weggesteckt hat. Offizielle Zahlen gibt es noch keine, doch von Ideal Standard erfahren wir nun, dass der Konzern gut und gestärkt aus Corona gekommen ist. So gut, dass die Gremien (Board of Directors) ihrerseits beschlossen hätten, die Gespräche mit V & B zu beenden. Die Belgier in der Hand von Anchorage Capital Group und CVC Credit Partners wollen jetzt ihre eigene Wachstumsstrategie umzusetzen.
Nicht alle V & B-Aktionäre trauern dem Deal nach. Die aktivistische Lakestreet Capital Partners in Zug mit Christopher Kappelhoff-Wulff setzte lange auf Sonderdividende und hat einen langen Atem. Kappelhoff-Wulff, über vier Jahr eng mit Firmenjäger Clemens J. Vedder über dessen Goldsmith Capital
Partners verbandelt, wird weiter für Spannung sorgen. Die Branche ist reich an Perlen. Die Schweizer Geberit, ein Riese, strahlte am hellsten, will aber nur organisch wachsen.