Bankensektor

Vontobel – Strategie-Update und Kritik an China-Gläubigkeit

Kommende Woche (10.11.) gibt Zeno Staub ein Update zu den Q3-Zahlen und zur neuen, dann bis 2024 geltenden Strategie. Möglich, dass der Vontobel-Chef dabei auch zu China gefragt wird. Seine vorsichtige Haltung zum Reich der Mitte gilt unverändert. Damit steht Staub vielen deutschen Banken näher als seinen Kollegen in der Schweiz. Auch Deutsche Bank-Vormann Christian Sewing hatte im September warnend auf die hohe China-Abhängigkeit in Deutschland hingewiesen und die damit verbundenen Risiken in Kundenbeziehungen.

Für UBS und CS ist das Reich der Mitte dagegen ein potenzielles Eldorado. Die reiche Klientel wird zumindest bisher immer zahlreicher und im Wealth Management gerne auch mit Krediten gefüttert, wenn auch nicht in einem Umfang, wie dies bei Firmenkunden der Fall ist. Gerade erst hat Colm Kelleher, VR-Präsident der UBS, auf einer Finanzkonferenz in Hong Kong ein so klares Bekenntnis zu China abgegeben, dass manche Beobachter in der Schweiz gar von einem Kotau vor den dortigen Behörden sprachen. Dass Kelleher durchaus auch Risiken ansprach, wie die strenge Zero-Covid-Politik, ging dabei unter.

Für Vontobel ist die Lage einfacher. Beim Wealth Management, das inzwischen für 45% der gesamten aktuell eher sinkenden AuM bei Vontobel steht (H1: 209 Mrd. CHF) und das im Q3 bei den Neumitteln erneut besser performt haben soll als das unter abwartenden institutionellen Anlegern leidende Asset Management, setzt Staub auf andere Märkte: Deutschland, Italien und UK, wo man auf ein direktes Handelsabkommen hofft, das die aktive Ansprache britischer Kunden fürs Wealth Management erlauben würde, gehören dazu. Ganz vorne aber stehen die USA, sowohl im Asset wie auch Wealth Management, das zeigt die Übernahme des auf die Schweiz bezogenen US-Geschäfts von UBS letzten Winter.

Ein Strategieschwenk ist das nicht, was nur drei Jahre nach der kompletten Neuaufstellung bei Vontobel (u. a. Ausstieg aus Investmentbank) aber auch nicht überrascht. Zumal Familie und die Stiftung, die zusammen knapp die Mehrheit halten, weiter hinter Staubs Strategie stehen. Dass die Kosten- und Wachstumsziele (72% CIR bzw. 4% bis 6% Nettoneugeld) unter den aktuellen Bedingungen nicht unbedingt immer eingehalten werden können, macht hier niemanden nervös.

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