Was eine EU-Gruppe mit dem Siegel „Finance Europe“ bezweckt
Um Sparer für eine Geldanlage mit Schwerpunkt Europa zu gewinnen, planen mehrere EU-Länder ein Siegel namens „Finance Europe“. Auffällig ist die politische Prägung des Projekts.

Diversifikation in der Geldanlage steht in Europa nicht mehr hoch im Kurs: Das Siegel „Finance Europe“ soll künftig Finanzprodukte kennzeichnen, die den Schwerpunkt der Kapitalanlage auf Europa legen – und global ausgerichteten Anlagestrategien damit Grenzen setzen.
70% der Mittel sollen im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) investiert werden, also in der EU plus Norwegen, Island und Liechtenstein. So steht es in einem Konzeptpapier, das vor einem Treffen von EU-Staaten am Donnerstag bereits in Finanzkreisen zirkulierte und PLATOW vorliegt.
Das Label ist Teil des EU-Projekts der Spar- und Investitionsunion. Die Länder sollen aber selbst bestimmen, wie sie das Vorhaben in nationale Regelwerke einbinden, eine EU-Gesetzgebung ist nicht geplant. Das Label soll eine langfristige Geldanlage fördern und könnte Fonds, Versicherungen und Depots schmücken. Kryptowerte sind ausgeschlossen.
Auffällig sind die politischen Ziele: Das Papier nennt dazu exemplarisch strategische Autonomie, ökonomische Sicherheit, ökologische und digitale Transformation sowie Rüstung – ein schwieriges Verhältnis mit den USA und die militärische Aggression Russlands prägen also das Vorhaben.
Das Projekt reiht sich neben anderen Initiativen ein, etwa der Förderung nachhaltiger Fonds, dem bislang kaum genutzten Pensionsprodukt PEPP oder einer Reform der Riester-Rente in Deutschland. Ob die Sparer auf ein Siegel für europäischen Finanz-Patriotismus gewartet haben, muss sich zeigen.