Asset Management

Wie sich das Schweizer Banking (immer noch) neu erfindet

Jahre nach der Finanzkrise und dem Schweizer Banken zusätzlich belastenden Wegfall des Bankgeheimnisses sind viele eidgenössische Institute immer noch dabei, ihr Geschäftsmodell neu zu justieren. Marktführer UBS hat unter Verwaltungsratschef Axel Weber früh und erfolgreich die Investmentbank zugunsten des Wealth Managements zurechtgestutzt.

Am Kapitalmarkt braucht es aber immer noch Überzeugungsarbeit, wie Bewertungsabschläge zu reinen Vermögensverwaltern wie Julius Bär zeigen. Trotz immer wieder hochkommender Sorgen über den angeblich auf tönernen Füßen stehenden und nur durch geschickte Zukäufe genährten Erfolg von Bär, ist dessen Kurs, bezogen auf den Buchwert, doppelt so hoch wie bei UBS. Selbst davon kann Credit Suisse derzeit nur träumen. Immerhin verdient die Nr. 2 am Züricher Platz trotz anhaltender Querelen um das umstrittene Führungsduo Tidjane Thiam und Urs Rohner inzwischen aber wieder Geld.

Spannender ist der Blick auf die zweite Reihe, wo sich klassische Privatbanken wie die gut geführte Pictet oder Lombard Odier, die zuletzt u.a. mit hohen Kosten (82% cost-income-ratio) zu kämpfen hatte, und Häuser wie Vontobel gegenüberstehen. Dabei hat Vontobel, die an der Börse sogar Julius Bär abgehängt hat, sicher den tiefgreifendsten Wandel hinter sich. Zur Jahrtausendwende noch abhängig von Brokerage und Investmentbanking, ist das Haus von einer Krise in die nächste gerutscht – Ex-Großkunde Uli Hoeneß lässt grüßen. Aufgeräumt haben der von der Deutschen Bank gekommene Herbert Scheidt, inzwischen Verwaltungsratspräsident und Chef der Schweizer Bankiervereinigung, sowie sein Nachfolger als CEO, Zeno Staub. Dass sich die Eigentümerfamilien nach dem Tod von Urgestein Hans Vontobel gerade in einem neuen Konsortialvertrag bis 2026 zu ihrer 50,4%-Beteiligung bekannt haben, sorgt zusätzlich für Ruhe.

Im Telefonat mit PLATOW beschreibt CFO Martin Sieg, wie die Reise weitergeht: Wachstumstreiber sind die Investmentbank, die sich inzwischen auf strukturierte Produkte fokussiert und neben der Schweiz vor allem in Deutschland mit 10% Marktanteil erfolgreich ist, und das Asset Management als größte Ertragssäule. Nach hohen Abflüssen im Vorjahr, ausgelöst durch einen Managementwechsel, sollen die Nettoneugelder künftig um 4 bis 6 statt bisher 3 bis 5% über dem Marktdurchschnitt zulegen. Obwohl ertragsmäßig am kleinsten, ist auch das Private Banking mehr als nur Feigenblatt. Sogar nach größeren Zukäufen hält die mit 19,3% CET 1-Kapital üppig ausgestattete Vontobel Ausschau. Dabei, so Stieg, ist die Schweiz interessanter als Deutschland, da dann die neue IT-Plattform besser ausgenutzt werden könne.

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