Fresenius – Dicke Luft im Vorstand
Der Hersteller von Medikamenten, Infusionen und klinischer Ernährung ist eine 100%ige Tochter von Fresenius und hatte vor allem in den USA unter Sens unglücklichem Vorgänger Mats Henriksson geschwächelt. Zwar war der ehemalige Siemens-Vorstand Sen eigentlich als Nachfolger von Ex-Commerzbanker Klaus-Peter Müller (77) im Aufsichtsrat vorgesehen. Das seit diesem Jahr vom ehemaligen DZ Bank-Vormann Wolfgang Kirsch geführte Gremium hat sich allerdings im letzten Moment umentschieden und Sen die operative Rolle bei Kabi angetragen.
Grund dafür waren die Pirouetten von Sturm. Nach seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung im letzten Jahr um weitere fünf Jahre hatte der ehemalige Finanzchef, der dem Fresenius-Vorstand bereits seit 2005 angehört, Amtsmüdigkeit erkennen lassen. Dazu kommt eine relativ gesehen schwache Aktienperformance in den vergangenen fünf Jahren (Fresenius +70%, DAX +150%), die irgendwann sogar die recht langmütige aber verwöhnte EKFS-Stiftung als Hauptaktionärin nervös gemacht hat. Zwar hat Sturm mit seinen Aufspaltungsüberlegungen dem Papier im Mai etwas Leben einhauchen können. Seit der Kapitalmarkt verstanden hat, dass dies aktuell kaum mehr als lockere Denkübungen sind (s. PLATOW v. 21.5.), bewegt sich die Aktie aber kaum noch.
Der Aufsichtsrat musste handeln, um ggf. eine Alternative zu Sturm zu haben. Dabei hätte eine spätere Entsendung Sens aus dem AR an die Konzernspitze den Eindruck einer Notoperation erweckt und einen schlechten Eindruck hinterlassen. Für Sen, dessen Traum, einen DAX-Konzern zu führen, im letzten Jahr bei Siemens Energy kurz vor der Zielgeraden geplatzt ist, ist es eine Chance. Der als pedantisch wie ambitioniert geltende Manager soll denn auch heimlich schon auf den Stuhl von Sturm schielen, auch wenn es bei Kabi noch eine Menge zu tun gibt. Sturm, der Sens Berufung in den Vorstand kaum unterstützt haben soll, könnte mit Sens Atem im Nacken noch einmal zu alter Stärke auflaufen. So oder so, der AR kann mit beiden Szenarien gut leben.