360X – Deutsche Börse-Tochter erhält neue Krypto-Lizenz

Die meisten Fintechs können ihre Nachrichten gar nicht groß genug an die Glocke hängen. Jede Finanzierungsrunde, jede Produktnews: Für alles gibt es Pressemitteilungen, Interviewangebote und natürlich Linkedin-Posts. Doch das Frankfurter Fintech 360X ist da offenbar anders. Das von Carlo Kölzer gegründete Start-up, an dem die Deutsche Börse mit knapp 50% beteiligt ist, hat zuletzt nichts von alledem abgesetzt. Dabei gibt es durchaus spannende News, wie PLATOW bei einer Recherche herausgefunden hat. Die 360X AG hat eine neue BaFin-Lizenz ergattert und ist nun ein lizenzierter Infrastruktur-Anbieter im europaweiten DLT-Pilot-Regime.
DLT steht für „Distributed Ledger Technologie“, die Blockchain ist eine Ausprägung dieser Technologie. Das dazugehörige, europaweite Pilot-Regime ist 2023 in Kraft getreten. Ziel ist, dass Firmen unter erleichterten und zeitlich befristeten Bedingungen erproben sollen, ob und wie DLT-basierte Marktinfrastrukturen funktionieren können.
Hinter 360X steht ein Gründerteam rund um Kölzer. Der hatte zuvor bereits die erfolgreiche Devisenplattform 360T aufgebaut und später an die Deutsche Börse verkauft. Gemeinsam versuchen beide Parteien mit 360X nun seit 2021 auch im dezentralisierten Finanzmarkt Fuß zu fassen. Die AG dient dabei als Mantel für mehrere Firmen, die beispielsweise den tokenisierten Handel von Kunst oder Musik anbieten.
Die 360X AG (Jahresfehlbetrag 2023: 3,46 Mio. Euro) ist erst die dritte Firma in ganz Europa, die sich eine Lizenz für das Pilot-Regime sichern konnte. Theoretisch ebenfalls in Besitz einer solchen Erlaubnis ist seit Oktober 2024 eine Firma aus Tschechien sowie seit Dezember die 21X AG. Die Lizenzen der drei Unternehmen unterscheiden sich aber deutlich. So hat sich 360X zunächst eine Lizenz dafür gesichert, ein DLT-Handelssystem betreiben zu dürfen, vereinfacht gesagt einen Handelsplatz für tokenisierte Wertpapiere (DLT-MTF). Die CSD Prague darf solche Geschäfte dank ihrer Lizenz lediglich abwickeln (DLT-SS), während nur 21X aus Deutschland Handel und Abwicklung aus einer Hand anbieten darf (DLT-TSS).
Völlig offen bleibt noch, wie 360X seine Lizenz konkret nutzen will. Auf Anfrage von PLATOW teilte das Fintech bescheiden mit, man möge aktuell „noch kein offizielles Pressestatement abgeben“. Wie gesagt: Das mit der großen Glocke ist nicht ihr Ding in Frankfurt.