Abkehr vom Regionalprinzip stürzt PSD Banken in Sinnkrise
War das Regionalprinzip für die PSD Banken einst heilig, so haben sich die Genossenschaften später rasch von einem regionalen Zuschnitt getrennt. Nun ist unklar, wie es weitergeht.

Die PSD Banken haben das Regionalprinzip aufgegeben: Wie unsere Analyse zeigt, gibt es in der Gruppe fast keine Bank mehr, die sich in der Satzung auf eine bestimmte Region festlegt. Hatten die Genossenschaftsbanken einst ihr jeweiliges Geschäftsgebiet in der Satzung verankert, strichen sie nach und nach den regionalen Zuschnitt aus den Dokumenten.
Umso mehr steht die Zukunft der Bankengruppe als regional geprägter Verband in den Sternen. Auf der Deutschlandkarte, die der Verband der PSD Banken lange Zeit auswies, klaffen Lücken. So kündigte in der vergangenen Woche die BBBank die Übernahme der PSD Bank Hessen-Thüringen an. Zuvor hatte die Bank bereits die PSD Bank Berlin-Brandenburg übernommen. Die PSD Bank Westfalen-Lippe wiederum wandelte sich 2023 in eine VR-Bank. Weite Teile Deutschlands sind somit nicht offiziell einer eigenständigen PSD Bank zugeordnet. Zum künftigen Zuschnitt der Regionen äußerte sich der Verband der PSD Banken auf unsere Anfrage bis Redaktionsschluss nicht.
Weg mit dem regionalen Zuschnitt
Bei mehreren Instituten war uns ein Abgleich der aktuellen Satzung mit älteren Fassungen möglich: So haben die beiden größten Institute, die PSD Bank Nürnberg und die PSD Bank Rhein-Ruhr, das Geschäftsgebiet bereits vor Jahren aus der Satzung gestrichen. Die PSD Bank Hessen-Thüringen gab den Passus im Jahr 2017 auf, die PSD Bank Berlin-Brandenburg verzichtete vor ihrer Fusion mit der BBBank ebenfalls bereits auf einen regionalen Zuschnitt.
Derweil will die PSD Bank Nord mit der kleineren PSD Bank Hannover fusionieren. Die Gespräche laufen derzeit noch. Auf unsere Nachfrage bestätigt die PSD Bank Nord einen entsprechenden Bericht von „Finanz-Szene“. Auch diese Banken führen bereits seit Jahren kein Geschäftsgebiet mehr in ihrer Satzung auf.
Im Visier des Kartellamts
Hinter dem Wandel steht auch das Bundeskartellamt, das sich die Bankengruppe im Juli 2015 näher ansah. Damals war es in der Gruppe lt. den aus der Zeit verfügbaren Berichten üblich, außerhalb des eigenen Gebiets maximal 20% der Geschäfte zu tätigen. Die damalige PSD Bank Niederbayern-Oberpfalz begehrte dagegen auf – und verließ im Streit die Bankengruppe.
Die Kartellprüfer stellten damals nach eigener Darstellung „Restriktionen durch den Prüfungsverband“ fest und erkannten in einer „ersten Einschätzung“ einen Verstoß gegen das Kartellverbot. Der Verband hob damals seine Beschlüsse zum Regionalprinzip auf. Das Kartellamt stellte das Verfahren daraufhin ein.
Sparda-Banken halten am Regionalprinzip fest
Auch das Geschäftsmodell spielt eine Rolle: Die kleine Gruppe der PSD Banken, deren historische Vorläufer die Post-Spar- und Darlehnsvereine der Postbediensteten sind, kommt per Ende 2024 mit einer Bilanzsumme von insgesamt 28 Mrd. Euro auf lediglich 44 Filialen. Die Kundschaft erreichen die Institute häufig digital. Ein regionaler Fokus ergibt da wenig Sinn.
Die Sparda-Banken wiederum gehen einen anderen Weg: Alle elf Institute der Gruppe legen sich auf eine Region fest. So zeigt die Satzung der Sparda-Bank Baden-Württemberg eine Karte des Bundeslands. „Ihr Kerngeschäftsgebiet erstreckt sich auf das Gebiet, das auf der Umschlaginnenseite dargestellt ist“, heißt es. Eine regionale Bindung ist für die Sparda-Banken eher darstellbar, denn ihre Filialdichte ist höher: Sie kommen mit einer Bilanzsumme von 87 Mrd. Euro auf bundesweit annähernd 300 Standorte.
Doch die Satzung der Sparda-Banken lässt typischerweise Ausnahmen zu. „Die Genossenschaft betreut über die digitalen Wege auch Mitglieder und Kunden außerhalb dieses Kerngeschäftsgebietes“, gibt die Satzung der Sparda-Bank Baden-Württemberg vor. Ähnlich formulieren es andere Sparda-Banken. Die Masse der Volks- und Raiffeisenbanken wiederum legen in ihren Satzungen üblicherweise ebenfalls kein Geschäftsgebiet fest.
PSD Bank München bindet sich regional
Insgesamt führen zehn von elf PSD Banken heute keine Region in der Satzung auf. Eine Ausnahme ist die PSD Bank München, die in Augsburg sitzt und ihr Geschäftsgebiet in Bayern ungefähr von der Donau bis zum Alpenrand skizziert. Das Institut steht ähnlich wie die PSD Bank Koblenz im Visier der BaFin. Auch die ehemalige PSD Bank Westfalen-Lippe, die nicht mehr zum Verband gehört, bildet in ihrer Satzung immer noch das bisherige Geschäftsgebiet um Münster, Bielefeld und Paderborn ab. Noch ist das Regionalprinzip nicht tot.