Anforderungen an Sparkassenvorstände: Mehr als nur ein Paragraf im KWG
Gute Sparkassenvorstände sind gute Banker. Umgekehrt gilt das aber längst nicht immer. Wir haben mit zwei Personalern gesprochen, was Kandidaten für den Vorstand heute mitbringen müssen.

Der beste Banker ist nicht unbedingt auch der beste Vorstand. Zwischen Fusionsdruck, Digitalisierung und Regulierung müssen Sparkassenvorstände über die eigene Personalstrategie genauso entscheiden wie über besonders riskante Kredite und das Spendenbudget. Und damit nicht genug, denn Sparkassenvorstände sind für ihr Geschäftsgebiet immer auch ein bisschen, was Pfarrer oder Pastoren für ihre Gemeinden sind. Obendrein sollten sie auch bitteschön noch möglichst jung sein.
Ingesamt geht das Wunsch-Profil der Gemien, die über die Berufung zum Sparkassenvorstand entscheiden, oft weit über das technische Rüstzeug hinaus, das im § 25c KWG für Geschäftsleiter von Finanzinstituten einschließlich Sparkassen beschrieben wird. Doch das ist nicht alles.
BaFin legt ständig neue Steine in den Weg
Der Weg zum Sparkassenvorstand wird auch aus anderen Gründen immer steiler. Schon allein aufgrund der regulatorischen Vorgaben. „Die Ansprüche der BaFin sind in den vergangenen 20 Jahren extrem gestiegen. Angefangen von den Vorgaben im Risikomanagement, über einzelne Novellierungen bis hin zur klaren Trennung der Vorstandsressorts Markt und Marktfolge“, sagt Elard Zühlke, Leiter Executive Search bei der Sparkassen-Personalberatung (SPB).
Jüngstes Beispiel: Das Fit-and-Proper-Rundschreiben, das die BaFin im Oktober veröffentlicht hat. Ab dem 1. Januar müssen Sparkassenvorstände nachweisen, auch in IT- und Digitalisierungsfragen gut unterwegs zu sein. Doch nicht nur die Anforderungen sind laut Zühlke in den vergangenen Jahren „massiv gestiegen“, die BaFin lege sie auch immer strenger aus.
Change-Manager gesucht
Und auch die Ansprüche der Sparkassen selbst wachsen. „Immer mehr Häuser suchen Vorstandsmitglieder, die auch die Themen KI und Digitalisierung treiben und Innovationskraft, Digitalisierungskompetenz und Veränderungskompetenz mitbringen“, sagt Sabine Lutzius, Partnerin Banking Industries beim Personaldienstleister ifp.
Denn das Tempo der Veränderungen bei Sparkassen habe sich im Vergleich von vor zehn Jahren „merklich erhöht“. Vorstände müssten es daher schaffen, Mitarbeitende mitzunehmen, nicht nur im Hinblick auf Fusionen. „Wir sehen viele Sparkassen, die sich explizit ein Vorstandsmitglied wünschen, das sich von Veränderungen nicht abschrecken lässt, sondern diese treibt“, so Lutzius.
Was Sparkasse und Kirche eint
Zu diesem Anforderungsprofil passt, dass die Gremien, die über den Vorstand entscheiden, auch die Persönlichkeit der Kandidaten stärker als noch vor einigen Jahren gewichten. „Gerade in herausgehobenen Positionen kommt es am Ende auf die Persönlichkeit an“, so Lutzius.
Sparkassen würden sich einen modernen, wertschätzenden Führungsstil wünschen, der die Kultur des Hauses prägen soll. „Die weichen Faktoren werden immer wichtiger“, sagt Lutzius. „Wie gehe ich mit Menschen um? Wie führe ich? Welche Unternehmenskultur schaffe ich? Wie binde ich Mitarbeitende?“
Wer in den Vorstand will, muss sich noch mindestens zwei weitere Fragen stellen: ‚Bin ich bereit, umzuziehen und mich in der Region zu vernetzen?‘ Warum Fragen wie diese so wichtig sind, erklärt Zühlke: „Sparkassen sind mehr als nur Banken. Wir sind Regionalentwickler.“ Sparkassenvorstände seien immer auch Repräsentanten und müssten vernetzt sein, mit Menschen, in der Wirtschaft, in lokalen Vereinen und Wohltätigkeits-Netzwerken wie dem Rotary- oder dem Lions Club. „Ich bin ja auch der Sparkassenvorstand sonntags beim Fußball und beim Osterfeuer. Ich trage immer Lokalverantwortung, ein bisschen wie der Pastor“, sagt Zühlke.