Angeschlagene Raiffeisenbank fusioniert mit kleiner Nachbarin

Eine Bank mit Personalquerelen und auffälligen Kreditrisiken ist kein attraktiver Fusionspartner – schon gar nicht, wenn sie als größere Adresse auftritt. Doch die fränkische Raiffeisenbank Obermain Nord, die per Ende 2023 auf eine Bilanzsumme von 860 Mio. Euro kam, hat gleichwohl eine kleinere Partnerin gefunden: die Raiffeisen-Volksbank Bad Staffelstein mit einer Bilanzsumme von 360 Mio. Euro.
Pikant: Die Raiffeisenbank Obermain Nord zählt nach Lesart der BVR-Sicherungseinrichtung zu den Banken „mit Reputationsrisiko“, wie PLATOW exklusiv berichtet hat. Was die kleinere Partnerin gleichwohl zur Fusion bewegt, bleibt unklar. Die Bank in Bad Staffelstein reagierte am Freitagnachmittag nicht mehr auf unsere Anfrage. Dafür legt sich die Raiffeisenbank Obermain Nord ins Zeug. Erste Botschaft: Die Risiken sinken. Zwar ist im Jahresabschluss für 2023, der jüngsten Publikation, von einer „Risikokonzentration“ in der Baubranche und bei Grundstücks- und Wohnungsbaufirmen die Rede. Auch fielen Wertberichtigungen von Kundenkrediten höher als erwartet aus. Immerhin reichte es noch für einen Gewinn. Jetzt erklärt die Raiffeisenbank Obermain Nord gegenüber PLATOW, sie habe „selbstverständlich“ auch das Jahr 2024 positiv beendet und einen 2023 begonnenen Risikoabbau fortgeführt.
Zweite Botschaft: Die Finanzgruppe ist mit an Bord. „Der Genossenschaftsverband Bayern und die BVR-Sicherungseinrichtung begleiten uns auf Weg.“ Eine Risikoabschirmung sei aber kein Thema.
Dritte Botschaft: Der alte Vorstand ist weg. Unlängst trennte sich die Bank von Thomas Siebenaller. „Diese Entscheidung beruht auf unterschiedlichen Auffassungen über die künftige geschäftspolitische Ausrichtung“, hielt das Haus Ende Januar fest. Die Trennung sei aber „einvernehmlich“ erfolgt. Der Weggang von Thomas Lang im März 2023 wiederum sei damals „wie geplant“ erfolgt, denn der Manager sei als „Interimsvorstand“ aufgetreten. Als die Bank seinerzeit die Berufung Langs zum Mai 2021 per Pressemeldung kundtat, war von einer Interimslösung allerdings keine Rede. Aktuell steht Holger Funke allein an der Spitze der Bank.
Mit der geplanten Fusion sind die beiden Partner in der Region nicht allein. Auch die Raiffeisenbank Thurnauer Land, ein weiteres Haus auf der BVR-Problemliste, geht womöglich diesen Weg. Die deutlich größere VR Bank Oberfranken Mitte kündigte dazu vor einer Woche „intensive Gespräche“ an. Kurz zuvor hatte die BaFin der Bank Thurnauer Land Eigenmittelvorgaben gemacht und Mängel bezüglich Geschäftsbetrieb und Risikomanagement vermerkt. Auch hier ist also Überzeugungsarbeit nötig.