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Automatensprenger – Wie sich die Banken für den Winter wappnen

Es war lange ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Banken, Beamten und Banden – das nun sein Ende gefunden haben könnte: 2022 erreichten die Sprengungen von Geldautomaten ihr Rekordhoch. Im vergangenen Jahr kam die langersehnte Wende: Das Bundeskriminalamt konnte 57% mehr Verdächtige schnappen. Gleichzeitig gingen die Sprengungen um 7% auf 471 Angriffe zurück.

von Isabel Fisch, 22. Oktober 2024
Closeup einer Frau, die Geld am Bankautomaten abhebt
© AdobeStock

Für das aktuelle Jahr liegen auf Anfrage noch keine Zahlen vor, doch viele Landes-kriminalämter berichten weiterhin von einem Abflauen der Automatensprengungen. Nur woher das kommt, darüber herrscht Uneinigkeit. Das BKA schreibt den Erfolg der intensiveren internationalen Zusammenarbeit der Behörden zu, Thomas Rienecker vom DSGV dem eigenen Engagement: „Unsere Maßnahmen wirken”, sagt er.

Gebannt ist die Gefahr durch die Automatensprenger aber keineswegs. Denn auch Automatensprenger machen Sommerpause. Während im Januar vergangenen Jahres 51 Automaten angegriffen wurden, waren es im August nur 19. Im Oktober stieg die Zahl dann wieder auf 45. Mittlerweile sind die Banken jedoch besser auf die Angriffe der Automatensprenger vorbereitet. Als die klassischen Sicherheitsvorkehrungen wie Alarmanlage und Videoüberwachung die professionell agierenden Banden nicht mehr abschreckten, rüsteten die Institute auf. Zuerst ging man gegen Kartenbetrug und Hebeltechniken vor. Dann stiegen die Banden auf Sprengen um. Das geschah zunächst mit Gas. Also bauten die Banken Gas-Neutralisierer ein, die Räuber griffen zu festem Sprengstoff. Es folgten Vernebelungsanlagen und Färbetechniken, die die Beute unbrauchbar machen. „Nun scheinen wir erstmals die Oberhand gewonnen zu haben”, sagt Rienecker: „Zumindest sind uns keine neuen Techniken bekannt.”

Das könnte aber auch zur Folge haben, dass sich die Straftaten lediglich verlagern. Zumindest befürchtet das Uwe Merker, der bei Ratiodata Genossenschaftsbanken hinsichtlich ihrer Sicherheitsmaßnahmen berät: „Aktuell gibt es keinen Bedarf für die Entwicklung neuer Lösungen”, sagt er. Doch wenn Ende 2025 alle Automaten vollkommen abgesichert sein werden, dürften sich die Kriminellen etwas Neues einfallen lassen. „Die Täter werden dahin verdrängt, wo das Geld noch verfügbar ist, vermutlich wird es in Zukunft wieder mehr Überfälle auf Supermärkte und Geldtransporter geben.”

Die Sicherheitsanbieter selbst tüfteln deshalb weiter, um das Geld während des kompletten Transports schützen zu können. Recht neu sind zum Beispiel aktive Färbetechniken, die anhand von Sensoren jegliche Übergriffe auf die Geldkassette erkennen, also auch Hebeltechniken. Bislang wurden vor allem passive Färbetechniken ohne Elektronik eingesetzt, bei denen der Farbbehälter mit der Sprengung explodiert. Die Sicherheitsfirma Secu arbeitet außerdem daran, künftig auch Serviceräume gegen Festsprengstoff auskleiden zu können. „Oft wird dort eine Vorsprengung durchgeführt, um an die unbeschädigte Geldkassette zu kommen”, erklärt Michael Duisberg von Secu. „Und die richtet die großen Schäden an Gebäuden an.” Rund 110 Mio. Euro betrugen diese im Jahr 2022.

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