Banken

Automatensprengungen – Rüstungswettlauf mit Nebenwirkungen

Wenn es sein muss, nimmt man eben die „Coladose“. Der Geldautomat im zylinderförmigen Häuschen aus Stahlbeton ist zwar gerade im Sparkassen-Rot ein etwas spezieller Beitrag zum Ortsbild, siehe Spitzname. Gegen Angriffe der Automatensprenger-Gangs helfen solche freistehenden Mini-Zweckbauten, ob rund oder kastenförmig, aber recht gut.

23. Januar 2024
Große Zerstörung nach der letzten Sprengung in einer Griesheimer Fraspa-Filiale.
© Frankfurter Sparkasse

So eine tröstliche Erkenntnis der Fachtagung CashCon, die der Barcode-Standardsetzer GS1 gemeinsam mit dem Einzelhandelsinstitut EHI gerade  (23./24.1.) in Köln veranstaltet. Zwar versuchen sich die Panzerknacker gelegentlich auch an den neuen Bautypen. Bisher allerdings ohne nennenswerten Erfolg, vom beiderseitigen Lerneffekt einmal abgesehen. Die ersten Härtetests nahmen die Hersteller schlicht zum Anlass, weniger Glas zu verbauen und die Eingangstüren mit Fangseilen gegen spontane Kurzstreckenflüge zu sichern. Ob die Gangs mit größeren Sprengladungen kontern, bleibt abzuwarten.

Die Summen, die etliche Institute gerade am westlichen Rand der Bundesrepublik in den vergangenen Jahren in zusätzliche Absicherungen gegen diese Gefahr investiert haben – Beispiel Sparkasse Westmünsterland: bisher 4,5 Mio. Euro – dürften sich also gelohnt haben. Dazu kommen Fortschritte der Ermittler, die sich inzwischen auf den modus operandi der Täter eingestellt haben, wie Christa Lübbers, im NRW-Innenministerium Chefin einer eigenen Automatensprenger-Sonderkommission, den Tagungsteilnehmern berichtete. Von traditionell (mehr nächtliche Streifenfahrten) bis futuristisch (Echtzeit-Zugriff auf die Messinstrumente von Hobby-Seismografen per Uni-Netzwerk) reichen die Neuerungen, die in NRW 2023 zu einem deutlichen Rückgang der Fallzahlen und besonders der Erfolgsquote für die Gangster, sprich: Beute oder nicht, geführt hätten.

Die Schattenseite der diversen Schutz- und Aufklärungs- maßnahmen: Die Täter weichen verstärkt auf Automaten- standorte aus, die weder Institute noch Ermittler bisher als besonders risikoreich auf dem Schirm hatten – und in Regi- onen, die deutlich weiter von den meist niederländischen Heimat-Basen der Kriminellen entfernt liegen als gewohnt. Der Wettlauf zwischen Räuber, Gendarm und Bankdirektor geht also weiter. Am Ende, meinte Wolfgang Lembeck, Be- reichsleiter Betrieb bei der Sparkasse Westmünsterland, seien die Sprengungen „vermeidbar nicht, reduzierbar schon“. Und im Kern eben alles eine Frage des Budgets. np

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