Banken – 2024 steht im Zeichen des Risikomanagements
Viele Banken werden sich mit der Frage beschäftigen müssen, inwieweit sie von gestiegenen Zinsen profitieren können, ohne von gleichzeitig steigenden Refinanzierungs- und Risikokosten beeinflusst zu werden, sagt uns Philipp Wackerbeck, Partner u. Global Leader Financial Services bei Strategy&. Auch die überaus heikle Situation am Immobilienmarkt spiele dabei eine wichtige Rolle; Jan Eckmann von AlixPartners sieht bereits heute Auswirkungen aufs Kreditgeschäft. Wackerbeck rät Banken, trotz der gesamtwirtschaftlichen Lage und hohen Unsicherheit weiter in Digitalisierung und KI zu investieren – sie sollten „das Fenster nutzen, solange sie das noch auf Basis einer guten Profitabilität“ tun könnten.
Laut Max Flötotto, McKinsey-Senior Partner, brauchen klassische Banken Strategien, wie sie auch im neuen Markumfeld profitabel wachsen können. „Neben Investitionen und vorausschauendem Risikomanagement wird die Flexibilisierung der eigenen Bilanz immer wichtiger“, sagt er uns. Das könne durch Syndizierung von Finanzierungen, Originate-to-Distribute-Modelle (etwa in der ESG-Projektfinanzierung) und im Rahmen von B2B-Kooperationen bei Banking-as-a-Service erreicht werden. Zugleich spiele ein „verstärkter Fokus auf Gewinnung von Einlagen“ eine zunehmende Rolle. René Fischer, Partner Financial Services bei Oliver Wyman, sieht die digitale Transformation auf Angebots- und Innovationsseite, im Vertriebsansatz, aber auch KI-Nutzung ganz oben auf der Agenda. „Dabei gilt es, insbesondere die internen Fähigkeiten, also interne Analytik und Steuerung sowie die Aufstellung, zu optimieren“, mahnt Fischer.
ESG – für Banken aufgrund des Regulierungsaufwands eher ein Kopfschmerz-Thema – wird momentan noch durch die Krisenherde der Welt und technologische Treiber überlagert. Aktuell stehen demnach das Reporting- und Transparenzthema im Vordergrund, weniger Risiko- oder Ertragsaspekte. Dennoch dürfte ESG in den nächsten 1 bis 2 Jahren wieder an Bedeutung gewinnen. KPMG-Partner Matthias Mayer sieht auch Cyberrisiken als Top-Thema für 2024. Und er ist der Meinung, dass Banken aufgrund der wirtschaftlich und politisch unsicheren Zeiten einen „wichtigen Hebel“ in der Hand halten.
„Neben ökologischen Zielen müssen sie sich insb. in der Governance weiterentwickeln und ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen“, ist Mayer überzeugt. Gelingt das, könnten sie Wirtschaft und Gesellschaft Sicherheit und Handlungsfähigkeit verleihen – und ihr Image nebenbei kräftig aufpolieren. Das effektive Managen interner Prozesse einerseits und externer Wirkungen andererseits ist der Spagat, der 2024 die deutschen Kreditinstitute prägen wird. ck