Bankensektor

Bankenverband verschiebt Präsidenten-Wahl auf Anfang 2024

Quälend lang war in der Vergangenheit die Übergangsfrist von der Wahl eines neuen BdB-Präsidenten im Herbst bis zur offiziellen Amtsübernahme im Frühjahr. Für den Amtsinhaber bedeutete dies, dass ihm im letzten halben Jahr seiner Restlaufzeit das Schicksal einer „lame duck“ drohte. Das will sich BdB-Präsident Christian Sewing offensichtlich ersparen.

Eingangsbereich BdB in Berlin
Eingangsbereich BdB in Berlin © Bundesverband deutscher Banken

Deshalb hält sich der Deutsche Bank-Chef zumindest offiziell weiterhin die Option auf eine zweite Amtszeit offen. Zudem hat Sewing den Sitzungsrhythmus des BdB-Vorstands von bislang jährlich zwei Zusammenkünften im Frühjahr und Herbst auf vier Meetings „verdichtet“, die auch virtuell stattfinden können. Auf der jüngsten Vorstandssitzung am 13.11. stand die Neuwahl eines Präsidenten entgegen der ursprünglichen Planung nicht auf der Tagesordnung. Das Gremium entschied vielmehr, die Präsidenten-Wahl auf Anfang nächsten Jahres, voraussichtlich Januar oder Februar, zu vertagen.

Auch wenn Sewing sich weiterhin eisern bedeckt hält, deuten die Zeichen doch auf einen Wechsel an der BdB-Spitze hin. Nach unseren Informationen, die weder der Bankenverband noch die Deutsche Bank kommentieren wollten, sollen im Hintergrund schon die Weichen für die Kür von Commerzbank-Chef Manfred Knof zum neuen BdB-Präsidenten gestellt werden. So soll Knof bereits seine Bereitschaft zur Übernahme des wichtigen Ehrenamts signalisiert haben. Auch dürfte Sewing, dessen Amtszeit als BdB-Präsident noch bis April 2024 läuft, den Verband kaum bis zum Wahltermin darüber im Unklaren lassen, ob er noch einmal antritt.

Sewing hatte im März neben seinen Funktionen bei der Deutschen Bank und dem BdB auch die Führung des europäischen Bankenverbands EBF übernommen. Diese Dreifachbelastung ist selbst für einen notorischen Workaholic wie Sewing schwer zu schultern. Es wäre somit nur konsequent, wenn er  sein ehrenamtliches Engagement auf seine Aufgaben als EBF-Präsident konzentriert und Knof die Führung des deutschen Bankenverbands überlässt. Dort könnte sich der Commerzbank-Vorsteher quasi ins gemachte Nest setzen, denn seit April leitet der ehemalige Commerzbank-Cheflobbyist Heiner Herkenhoff als Hauptgeschäftsführer das Tagesgeschäft des Bankenverbands. fm

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