BayWa braucht 500 Mio. Euro
Die BayWa hat nach unseren Informationen einen kurzfristigen Finanzbedarf von 500 Mio. Euro, um über die nächsten Monate zu kommen.

Die Liquiditätsspritze der genossenschaftlichen Anteilseigner, über die wir vorab berichtet haben (s. PLATOW v. 23.7.), wird nicht ausreichen. Die BRB Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG hat als größter BayWa-Aktionär (34%) auf einer ao. HV letzten Freitag einen Betrag von 55 Mio. Euro abgesegnet, der der BayWa zur Verfügung gestellt werden soll. Weitere gut 40 Mio. Euro kommen von der österreichischen Raiffeisen Agrar Invest (28%). Die 11 kreditgebenden Banken werten dies positiv, fordern aber, dass sich Eigenkapital- und Fremdkapitalseite mit je 50% an den 500 Mio. Euro beteiligen.
Das Tauziehen dazu ist in vollem Gange. Abzulesen ist dies daran, dass die BRB, die zu 83% den bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken gehört, anders als geplant noch keine Meldung über die am Freitag beschlossene Hilfe veröffentlicht hat. Dass die Volksbanken noch mal stark nachbessern, ist indes nur schwer vorstellbar. Die Mittel sind knapp. Zudem liegt der Marktwert der BRB-Beteiligung bei 170 Mio. Euro. Bei den Banken stehen dagegen 2 Mrd. Euro an Krediten im Feuer.
Allein die größten Gläubiger DZ Bank und Unicredit haben je 400 Mio. Euro ausgereicht. Die DZ Bank als Spitzeninstitut der Genossen trägt dabei eine besondere Verantwortung, der sie nach unseren Informationen auch gerecht werden wird, wenn auch nicht als Konsortialführerin. Möglich, dass in dieser heiklen Situation eine Garantie des Freistaats hilft, über die verhandelt wird.
Eine Pleite der in Bayern extrem wichtigen und operativ im Q2 auch wieder schwarz schreibenden BayWa will niemand. Eine schnelle Lösung ist aber weder bei Garantie, noch beim Verkauf von Anteilen der 51%igen BayWa-Tochter Baywa r.e. oder einer wahrscheinlich kommenden Kapitalerhöhung zu erwarten.
Dabei drängt die Zeit. Mitte Juli war die Insolvenz angeblich nicht mehr fern. Schuld war demnach eine verpatzte Liquiditätsplanung, die später auch noch (weitere) personelle Konsequenzen haben könnte. Im Haus haben inzwischen Berater das Sagen: Neben Roland Berger (Sanierungsgutachten), Alix Partners (Rettungs-Koordinator) und Rothschild (Investmentbank) wurde Gleiss Lutz als Insolvenzexperte engagiert. mr