Bitcoin-Feuerwerk – Warum Krypto-Start-ups (noch) nicht profitieren
Erstmals übersprang der Bitcoin vor einigen Tagen die 100.000 US-Dollar-Marke. Ein bemerkenswerter Meilenstein, vor allem wenn man bedenkt, dass die Kryptowährung vor gut einem Jahr noch bei etwa 40.000 Dollar dümpelte. Der Auslöser für die jüngste Euphorie ist der nächste US-Präsident Donald Trump, der weitreichende Reformen der Krypto-Regulierung angekündigt hat.
Nicht durchgeschlagen hat dieser Hype allerdings auf den Wagniskapitalmarkt. Krypto-Start-ups sammeln nach wie vor kaum Geld ein, wie der Analysedienst Crunchbase jüngst feststellte. 2021 und 2022, während des letzten Krypto-Hochs, flossen 37 Mrd. Dollar in Krypto-Start-ups. 2023 waren es nur noch 3,6 Mrd. Dollar, dieses Jahr sind es gerade mal 3 Mrd. Dollar. Schlägt sich der aktuelle Hype also erst verspätet in neuen Gründungen und Funding-Runden nieder – oder sogar gar nicht?
Tatsächlich hat sich das Krypto- und Blockchain-Start-up-Universum zunehmend von den Kryptowährungen emanzipiert. Am Erfolg von Bitcoin und Ethereum hängen zunächst nur einige wenige Unternehmen, etwa die Kryptobörsen. Diese profitieren aufgrund hoher Handelsvolumina natürlich von dem Boom. Diese Segmente sind aber gesättigt, neue Handelsplätze braucht niemand.
Anders sieht es bei den Krypto-Verwahrern aus, die aktuell wachsen, oder Unternehmen, die bei der Tokenisierung von Vermögenswerten helfen. Ob der Bitcoin nun bei 60.000, 80.000 oder 100.000 Dollar steht, ist für das Geschäft dieser Fintechs relativ unbedeutend. „Mittelbar erhöhen hohe Kurse natürlich das Interesse an Krypto-Start-ups“, sagt Christopher Schmitz, Partner und Experte für Finanzdienstleistungen bei EY. Für deutlich relevanter hält er die regulatorischen Neuerungen, die die EU auf den Weg gebracht hat, speziell die MiCA-Richtlinie. „Dank dieser Vorschrift gibt es Rechtssicherheit im Krypto-Markt, das hat einen deutlich stärkeren Impact“, sagt er. Allerdings folgt daraus, dass sich nun auch klassische Finanzakteure auf dem Markt tummeln und um Kunden kämpfen, was das Umfeld für Fintechs erschwert.
Dank des regulatorischen Rahmens hat Europa zumindest vorerst noch einen Standortvorteil, der sich in den kommenden Monaten und Jahren auch in mehr Funding und mehr Gründungen niederschlagen kann. Claude Donzé, Principal beim krypto-fokussierten Wagniskapitalgeber Greenfield Capital, ist mittelfristig optimistisch: „Wir merken auch, dass sich die Investoren wieder deutlich mehr für das Thema interessieren, auch dank MiCa.“ Die Kopplung an die Kryptokurse sieht er zunehmend schwinden. „Ich erlebe gerade den dritten Hype Cycle um Krypto, von Mal zu Mal haben Kursschwankungen weniger Auswirkungen auf Start-ups“, sagt er. Potenziellen Gründern könnte das Mut machen.