Banken

Cerberus stellt Hamburg Commercial Bank ins Schaufenster

Der Finanzinvestor Cerberus sondiert einen Verkauf der Hamburg Commercial Bank (HCOB). Den Auftrag für die Suche nach einem Käufer soll die US-Investmentbank Morgan Stanley erhalten haben, die auch dem Banken-Konsortium angehörte, das 2017 den Börsengang der österreichischen BAWAG begleitet hatte. Cerberus hatte die skandalgebeutelte BAWAG 2007 erworben und nach einer langwierigen Sanierung an die Wiener Börse gebracht.

Bei der HCOB strebt Cerberus hingegen den lukrativeren Verkauf an einen strategischen Investor an, der zur Zahlung einer Kontrollprämie bereit ist. Spekuliert wird über einen Verkaufspreis von mehreren Milliarden Euro. Für einen Finanzinvestor dürfte die voll durchsanierte und hochprofitable HCOB eher weniger interessant sein. Cerberus hatte die damalige HSH Nordbank, die auf Geheiß der EU-Kommission entweder privatisiert oder abgewickelt werden musste, 2018 mit dem Finanzinvestor JC Flowers von Hamburg und Schleswig-Holstein für 1 Mrd. Euro übernommen.
Mit dem geplanten Verkauf der HCOB an einen Branchenrivalen will Cerberus nicht nur Kasse machen, sondern auch die Konsolidierung auf dem deutschen Bankenmarkt vorantreiben. So hatte HCOB-Chef Stefan Ermisch erst kürzlich angedeutet, dass sein Institut bei der Konsolidierung des deutschen Bankensektors einen aktiven oder passiven Beitrag leisten könne. Doch auch ein Börsengang dürfte für Cerberus weiterhin eine Option bleiben, sollte aus dem für 2023 angestrebten Verkauf der HCOB nichts werden. Ähnliches haben Finanzinvestoren mit der OLB vor, die noch dieses Jahr an die Börse strebt (s. PLATOW v. 4.3.).

Da die Sanierung der HCOB erfolgreich abgeschlossen ist, erscheint ein Ausstieg der Finanzinvestoren nur konsequent. 2021 konnten die Hamburger ihren Nettogewinn auf 351 Mio. Euro mehr als verdreifachen und eine Eigenkapitalrendite von stolzen 18,4% erzielen. Zudem ist die HCOB mit einer harten Kernkapitalquote von 28,9% mehr als üppig kapitalisiert. Es wird denn auch erwartet, dass sich Cerberus vor einem Ausstieg noch eine fette Dividende ausschütten lässt. Die Exit-Pläne bei der HCOB seien jedoch keineswegs als Signal für einen vollständigen Rückzug von Cerberus aus dem deutschen Bankenmarkt zu verstehen, heißt es. Cerberus sei vielmehr dabei, sich neu zu sortieren, um neue Projekte in Angriff zu nehmen. Im Januar hatte Cerberus den ersten Schritt zum Ausstieg aus seinen Beteiligungen an der Deutschen Bank und der Commerzbank vollzogen. Seither wird spekuliert, der Finanzinvestor habe die Nase voll vom deutschen Bankenmarkt.

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