Commerzbank will Comdirect zur digitalen Hausbank ausbauen
Vorstand und AR der Commerzbank schärfen die Strategie nach, die klar die Handschrift von Manfred Knof und Oberaufseher Helmut Gottschalk trägt. Bei Redaktionsschluss dauerte die Strategie-Diskussion noch an. Neben weiteren Filial-Schließungen und Wachstumsinitiativen im Wealth Management soll vor allem die Digitalisierung vorangetrieben werden.

So soll die von der Commerzbank vollständig übernommene Direktbank-Tochter Comdirect zu einer digitalen Hausbank weiterentwickelt werden, um neue Kundengruppen jenseits des klassischen Anlegerklientels anzusprechen. Ausbauen will die Commerzbank auch ihre digitale Mittelstandsbank, die aktuell 3 000 Pilotkunden aus dem Bestand betreut. Bis Jahresende sollen 6 000 Bestandskunden in den Genuss der digitalen Angebote für den Mittelstand kommen. 2023 öffnet sich die digitale Mittelstandsbank auch für Neukunden.
Einen erneuten Rückschlag musste die Commerzbank allerdings in Polen hinnehmen. Auf Druck der polnischen Regulatoren kündigte die Commerzbank-Tochter mBank ein neues Vergleichsprogramm für ihre Franken-Kreditkunden an, das eine zusätzliche Vorsorge von 490 Mio. Euro erfordert. Zusammen mit den bereits bekannten Rückstellungen für Credit Holidays von 290 Mio. Euro summiert sich das Polen-Debakel der Commerzbank allein im dritten Quartal auf fast 800 Mio. Euro. Dennoch will die Commerzbank im laufenden Quartal ein positives operatives Ergebnis präsentieren. Dass CFO Bettina Orlopp weiterhin an der Gewinnprognose von mehr als 1 Mrd. Euro im Gesamtjahr 2022 festhält, zeigt, wie stark die Ertragskraft der Commerzbank, die als großer Gewinner der Zinswende gilt, mittlerweile ist.