Was aus dem Paypal-Schock folgt
Die Sicherheitspanne beim US-Bezahldienst Paypal hat die Debatte um digitale Souveränität in Europa neu entfacht. Die hiesige Konkurrenz will profitieren, hat aber eigene Probleme.

Die Sicherheitspanne von Paypal hat die deutsche Bankenlandschaft in den vergangenen Tagen in nicht gekannte Aufregung versetzt. Mit einem Mal stoppten Banken wie Sparkassen Lastschriften in Milliardenhöhe. Kunden konnten nicht mehr mit Paypal bezahlen, Händler bekamen ihr Geld nicht. Während Paypal anfangs noch recht spärlich zu der Panne kommunizierte, versucht man sich seit ein paar Tagen in Schadensbegrenzung wie auch Wiedergutmachung. So sei nur ein kleiner Schluderer beim Programmieren der Grund für die Vorfälle. Weniger als fünf Prozent der 35 Millionen deutschen Kunden seien betroffen gewesen und gemeinsam mit den Banken löse man die restlichen Probleme gerade auf. Auch lässt sich im Internet schon seit Tagen wieder ganz normal mit Paypal bezahlen. Bleibt eine Frage: Wer profitiert von der Paypal-Panne?
Die naheliegendste Vermutung wäre natürlich: Wero. Der Bezahldienst der European Payment Initiative (EPI) gilt als der große neue Angreifer auf Paypal, ApplePay & Co. und hat immerhin schon mehr als 42 Millionen Nutzer in Deutschland, Belgien und Frankreich eingesammelt. Nach der Paypal-Panne schossen die Suchergebnisse für den Bezahldienst in die Höhe, der Handelsverband Deutschland (HDE) forderte plötzlich eine Paypal-Alternative und eigentlich war der Bezahldienst in aller Munde. Nur, und das ist das große Problem: Wero ist noch gar kein richtiger Bezahldienst. Bisher lässt sich damit zwar Geld zwischen Freunden hin- und herschicken, doch der ursprünglich für Sommer 2025 geplante Start im E-Commerce verzögerte sich zuletzt immer wieder, aktuell ist er für Herbst anvisiert. Der vollständige Rollout mit wichtigen Händlern dürfte laut einem Bankeninsider sogar erst 2026 erfolgen. Bedeutet: Kunden können mit Wero nicht online bezahlen. Bedeutet auch: Wero kann den Schub aus der Paypal-Panne, wenn überhaupt, nur verspätet mitnehmen. Bedeutet ganz sicher: So richtig freuen kann man sich in den EPI-Büros in Paris oder Brüssel erst mal nicht.
Digitaler Euro könnte Wero stützen
Ähnliches gilt für die Europäische Zentralbank (EZB). Die will Verbrauchern, Banken und Händlern den digitalen Euro als Bezahllösung schon lange schmackhaft machen. Seit Monaten nutzt sie deshalb die durch Trumps Eskapaden ausgelöste Debatte um digitale Souveränität, um das Prestigeprojekt voranzutreiben, das nun in eine entscheidende Phase kommt. Der EZB-Rat wird voraussichtlich noch im Oktober 2025 über das weitere Vorgehen beim Digitalen Euro entscheiden, gleichzeitig trommelt die EZB hinter den Kulissen für das Projekt. Immerhin wäre ein Digitaler Euro als Bargeld-Äquivalent sofort im Euroraum verfügbar und würde womöglich Initiativen wie Wero sogar helfen, da diese nicht extra eine Infrastruktur bauen müssten. Doch auch hier gilt: Fertig ist noch lange nichts. Frühestens in ein paar Jahren rechnen Experten mit einer Einführung, wenn überhaupt.
An die Paypal-Panne dürfte sich dann niemand mehr erinnern, womit nach diesen Chaostagen für Paypal eine für europäische Anbieter schmerzhafte Wahrheit bleiben wird : So schnell wird Paypal seinen Platz im Zahlungsverkehr nicht einbüßen.