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Deutsche Bank – Jain und Fitschen treiben Kulturrevolution voran

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Schwache Zahlen, die Libor-Affäre und eine zunehmend kritische Öffentlichkeit. Es sind nicht gerade einfache Zeiten, in denen Anshu Jain und Jürgen Fitschen bei der Deutschen Bank das Ruder übernommen haben. Da fällt es nicht leicht, für die notwendige Aufbruchstimmung nach dem verkorksten Machtwechsel zu sorgen.

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Früher als eigentlich geplant, mussten die beiden Co-Chefs denn auch persönlich ran, um den Investoren und Analysten nach dem herben Gewinnrückgang im zweiten Quartal zu erklären, wie sie die Deutsche Bank strategisch wieder auf Kurs bringen wollen. Neben einem Sparprogramm im Gesamtvolumen von 3 Mrd. Euro sowie dem Abbau von 1 900 Stellen, vornehmlich an den Investmentbanking-Standorten London und New York, kündigten Jain und Fitschen auch einen grundlegenden Wandel in der Unternehmenskultur der Deutschen Bank an. Dabei wolle die Deutsche Bank eine Vorreiterrolle in der Branche übernehmen.

Dass Jain und Fitschen bei der Neuausrichtung der Firmenkultur vor allem die Vergütungsstrukturen sowie eine veränderte Gewinnverteilung zwischen Mitarbeitern und Aktionären im Visier haben, stößt im Haus der Deutschen Bank indes nicht überall auf Begeisterung. Doch das neue Führungsduo will sich davon nicht beeindrucken lassen. Notfalls, so heißt es, müssten sich unverbesserliche Bonus-Ritter eben anderweitig orientieren. Die Kulturrevolution der beiden Co-Chefs ist somit keineswegs ohne Risiko, wenn ausgerechnet die „Regenmacher“ der Deutschen Bank den Rücken kehren sollten. Dabei könnte es jedoch durchaus hilfreich sein, dass mit Jain der bisherige Chef des Investmentbankings an der Spitze der Bewegung steht, der wohl am besten weiß, wie er die bonusverwöhnten Investmentbanker zu packen hat.

Der Einbruch im Investmentbanking um 63% auf nur noch 357 Mio. Euro Gewinn vor Steuern, der maßgeblich auch das Konzernergebnis vor Steuern um 46% auf 960 Mio. Euro nach unten zog, bot der neuen Führungsriege indes auch die Gelegenheit, wohl ohnehin notwendige Grausamkeiten beim Stellenabbau vorzuziehen, um dann im September weitgehend unbelastet die neue Konzernstrategie detailliert zu präsentieren. Hätten Jain und Fitschen das Sparprogramm und den Mitarbeiterabbau erst im Herbst verkündet, wäre an Aufbruchstimmung mit der neuen Strategie wohl kaum noch zu denken.

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