Deutsche Bank – Kalte Dusche bei Erträgen schmeckt Börse nicht
Zwei Herzen schlagen in der Brust von John Cryan: die Freude über das stabilisierte weltpolitische Klima, was aber weniger Volatilität an den Märkten und damit weniger Geschäft für die Deutsche Bank bedeutet. Der Bedarf der Kunden, mit unserer Hilfe Risiken zu managen, sei geringer, ergänzt CFO James von Moltke. Die Erträge fielen im Q2, aber auch im 1. Hj. deutlich. Um jeweils 10% auf 6,6 Mrd. resp. knapp 14 Mrd. Euro.
Auch wenn sich Cryan und sein nicht einmal 4 Wochen im Amt befindlicher CFO gestern vor Analysten alle Mühe gaben, diesen starken Einbruch mit Markteinflüssen und dem Umbau der Bank zu erklären, reagierte der Kurs verschreckt mit einem Minus von ca. 6%. In der Tat muss sich der Beobachter vor Augen führen, dass die Deutsche Bank 2007, einem zugegebener Maßen exzeptionellen Jahr unmittelbar vor Ausbruch der Krise, noch mehr als 18 Mrd. Euro an Erträgen einfuhr. Aber auch 2006 waren es mit fast 15 Mrd. Euro deutlich mehr als heute. Damals (ohne Postbank, deren Merger auf die Mutter noch dieses Jahr erfolgen soll) nur mit 68 849 Mitarbeitern, heute, trotz des Abbaus weiterer 4 600 Stellen, mit immer noch üppigen 96 652 Beschäftigten.
Anders als die Deutsche Bank konnten die großen US-Häuser ihre Erträge kräftig steigern. Sie sind mittlerweile auch absolut weit enteilt. Die Citigroup, von Moltkes früherer Arbeitgeber, erzielte im Q2 mit Nettoerträgen von umgerechnet knapp 15,3 Mrd. Euro mehr als das Doppelte. Von Moltke, der den US-Markt wie seine Westentasche kennt, erklärt den Vorsprung, der sich bis auf Ergebnisebene (DB-Q2-Gewinn n. St.: nur 466 nach 20 Mio. Euro) fortsetzt, 1. mit der Zinsdifferenz, 2. den z. T. negativen Guthabenzinsen im Euro, 3. dem größeren Profit-Pool in USA und höheren Margen, 4. dem Vorsprung der US-Institute bei der Restrukturierung.
Wenigstens macht der Umbau unter Cryan sichtbare Fortschritte. Das Spar- und Restrukturierungsprogramm greift und überkompensiert den Ertragsrückgang. Das harte Kernkapital stieg von 11,8 auf 14,1%. Rückstellungen für Rechtskosten fielen von 3,2 Mrd. auf 2,5 Mrd. Euro. Der Bonusverzicht früherer Vorstände (38,4 Mio. Euro) ist durch. Bei Krediten drückt der Schuh wegen guter Konjunktur kaum: nur 22 Mio. Euro Vorsorge! Die geplanten 188 Zweigstellenschließungen sind so gut wie umgesetzt. Das Kundenvertrauen kehrt zurück. Statt 2-stelliger Milliardenabflüsse meldet die börsenreif gemachte Vermögensverwaltung ebenso hohe Zuflüsse.