Banken

Deutsche Bank sucht Bestimmung für ihre Dichter und Denker

400 Mio. Euro pro Jahr lässt sich die Deutsche Bank ein Angebot aus Marktdaten und Research kosten – doch wozu? Ein neues Institut soll den Köpfen der Bank mehr Relevanz verleihen.

von Jan Schrader,
Die Deutsche Bank in Frankfurt am Main, Deutschland
Die Deutsche Bank in Frankfurt am Main, Deutschland © Tobias Arhelger

Das Ziel klingt hochtrabend, aber schwammig: Mit einem neuen „Research Institute“ will sich die Deutsche Bank zu den „großen Themen für Europa und die Welt“ einbringen und „Orientierung“ und „Einordnung“ bieten, und zwar rund um „Geopolitik, Makroökonomie, Technologie und der Welt der Unternehmen“, und zwar mittels „Veranstaltungen, Videos, Webinare und Podcasts“, das alles „zeitnah, spannend und authentisch“. Es gehe der Bank um „Thought Leadership“, nicht aber um Lobbyarbeit, sagt eine Sprecherin auf Nachfrage.

Es klingt, als eifere die Bank der US-Rivalin Goldman Sachs nach, die über ihr „Global Institute“ Duftmarken setzt. Neue Stellen und neue Kosten sind in Frankfurt allerdings nicht geplant – kein Wunder, gab die Bank doch allein im vergangenen Jahr bereits 400 Mio. Euro für Marktdaten und Research-Dienstleistungen aus, wie der gerade publizierte Geschäftsbericht ausweist. Was die Denker der Bank umgekehrt an Erträgen erwirtschaften, lässt sich nicht eindeutig herauslesen. Weltweit beschäftigt die Bank etwa 300 Volkswirte und Analysten. Der Personalstand will begründet sein.

Marktanalysen und Berichte produziert die Research-Abteilung heute schon. Auch sind die führenden Köpfe des „Instituts“ die schon bekannten Verantwortlichen, namentlich Chefvolkswirt David Folkerts-Landau und im Vorstand Fabrizio Campelli. Auffällig ist vielmehr Wunsch der Bank, zu politischen Themen reichlich Gehör zu finden. Ein erster Bericht unterstreicht den Anspruch. „Was Deutschlands Wirtschaft jetzt braucht“, lautet der Titel. Die Forderungen passen zu den Interessen der Bank, darunter „oberste Priorität“ für Bürokratieabbau, „steuerliche und regulatorische Anreize“ für private Investitionen sowie „vertiefte Kapitalmärkte“.

Wie forsch die Bank künftig auftritt, muss sich zeigen. Als Deutsche-Bank-Analyst Jan Schildbach, Leiter für Banken und Finanzmärkte, der BaFin im September 2021 ein „schlechtes, ja teilweise dysfunktionales Bild“ attestierte, distanzierte sich die Bank von den Aussagen und nahm den Bericht vom Netz. Auch „Thought Leadership“ hat Grenzen.

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