Deutsche Bank – Trump stößt Sewing auf unsicheren Boden

10% Eigenkapitalrendite lautet die Erfolgsziffer, mit der Christian Sewing seine Leistung als Chef der Deutschen Bank in diesem Jahr krönen will. Dieses Ziel hatte die Bank vor drei Jahren ausgerufen und seither wiederholt bekräftigt. Hatte Sewing in früher Phase seiner Amtszeit im Jahr 2019 einen brutalen Konzernumbau initiiert, will er im laufenden Turnus eine kraftstrotzende Bank präsentieren.
Aber das verflixte Zehntel im Verhältnis zum materiellen Eigenkapital ist auch nach solidem Startquartal noch lange nicht erreicht: Ein Konzerngewinn von 1,8 Mrd. Euro, den sich die Aktionäre zurechnen lassen, ist per Ende März im Sack. Ungefähr 6 Mrd. Euro müssen es am Jahresende sein, um ein Zehntel des Eigenkapitals von aktuell rund 60 Mrd. Euro zu erreichen. Es bleiben also drei Quartale, um deutlich mehr als 4 Mrd. Euro einzusammeln. Sewing sieht die Bank erneut in „turbulenter Phase“, schreibt er in einer öffentlichen Nachricht an die Belegschaft. Die große Unbekannte ist die erratische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump.
Bei der Neuordnung von Lieferketten und Kapitalströmen empfiehlt sich die Bank als Partner. Stärker als die Chancen treten jedoch die Gefahren hervor. Die Kreditrisikovorsorge der Bank liegt mit 471 Mio. Euro um 7% über dem Vorjahreswert und weit über den Schätzungen der Analysten, die 386 Mio. Euro bis 430 Mio. Euro auf dem Zettel hatten. Die pauschale Vorsorge fiel dabei mit 130 Mio. Euro ungewöhnlich hoch aus. Wesentliche Ursache: Zölle. Unklar ist zudem, ob eine Konjunkturflaute die EZB zu Zinssenkungen animieren könnte. Das wäre eine Belastung für den Zinsüberschuss der Bank, der mit 3,7 Mrd. Euro im Startquartal den Vorjahreswert um 17% übertraf und die Ergebnisrechnung wesentlich trägt. Für die börsennotierte Fondstochter DWS, an der die Bank mit 79,5% beteiligt ist, wären wiederum fallende Börsenkurse eine schlechte Nachricht.
Die Bank setzt auf Verlässlichkeit. Das Zahlenwerk fügt sich positiv in die Markterwartungen ein: Die Gesamterträge von 8,5 Mrd. Euro und ein Vorsteuergewinn von 2,8 Mrd. Euro liegen am oberen Ende der Analystenschätzungen, der Aufwand von 5,2 Mrd. Euro hingegen am unteren Ende. Die Melodie kommt an der Börse gut an. Am Dienstag stieg die Aktie um 5%.
Doch die Analysten zweifeln. Für das Gesamtjahr erwarten sie im Durchschnitt eine Eigenkapitalrendite von 8,9%. Selbst der wohlwollendste Analyst spendiert gerade einmal 9,9%. Auf schwankendem Boden muss Sewing also noch weit laufen. Immerhin ist das aktuelle Ziel für die Aufwand-Ertrag-Relation von weniger als 65% im Gesamtjahr (nach 61,2% im Startquartal) leichter erreichbar. Im Jahr 2022 hatte die Bank allerdings noch 62,5% ausgerufen.