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Deutsche Bank will keine zweite „Märchenstunde“

Der Buhmann der Hauptversammlung der Deutschen Bank am Donnerstag steht bereits fest: Oberaufseher Paul Achleitner muss sich gegen Vorwürfe von Privataktionären oder auch Aktionärsberatern wie Glass Lewis wehren, bei der Aufarbeitung der juristischen Probleme in den letzten Jahren Fehler gemacht und seine eigene Rolle zudem nicht ausreichend transparent dargestellt zu haben.

Unangenehm ist dabei vor allem der Libor-Skandal, dem der Verdacht anhaftet, dass die Deutsche Bank wegen mangelnder Kooperation mit den britischen Behörden mehr Strafe bezahlen musste als nötig. Auch die neue Vergütungsstruktur wird ein Thema sein. Dabei wird von angelsächsichen Aktionärsberatern allerdings gerne übersehen, dass die in den USA kritisierten Exzesse bei der variablen Vergütung in Deutschland kein Thema sind.

Am Ende ist es ein Sturm im Wasserglas. Achleitner, der für weitere fünf Jahre bestellt werden soll, hat die Zustimmung der Großaktionäre längst in der Tasche. Außerdem erkennen viele Aktionäre an, dass erst unter seiner Ägide die Bank ihre Probleme konsequent angegangen ist und mit John Cryan einen überzeugenden Aufräumer an die Spitze gesetzt hat.Cryan wird die HV nutzen, um den Blick nach vorne zu lenken. Aktuell verbringt er viel Zeit in New York, um das Wachstum in den USA anzukurbeln. 2017 stellt er als letzte Phase der Restrukturierung dar.

Dabei gilt es vorsichtig zu sein, um die mühsam zurückgewonnene Glaubwürdigkeit nicht zu gefährden. Zwar wird es dem Vernehmen nach schon bald Neuigkeiten zur Reintegration der Postbank geben inklusive der geplanten Filial- und Stellenkürzungen. Im Investmentbanking, wo CFO Marcus Schenck im Sommer das Zepter übernimmt, dauert es aber länger. Erst im Herbst werden die Diskussionen über die künftige Ausrichtung auf Produkte und Kunden beginnen.

Die Erinnerung in den Zwillingstürmen der Deutschen Bank an die letzte Hauptversammlung mit Josef Ackermann 2012 ist noch überaus wach. Die Rede ist intern von einer „Märchenstunde“. Damals hatte Ackermann, wie sich herausstellte, voreilig das Ende der Krise verkündet. Nach der Krisen- und Anpassungsphase läge man u.a. bei der EK-Rendite vor Steuern, bei Kursentwicklung, Dividende und Kapitalaustattung bereits vor dem aus vielen Wettbewerbern gebildeten Branchenschnitt, so Ackermann seinerzeit. So in die Vollen werden Achleitner, der damals in den AR gewählt wurde, und Cryan bei ihren Auftritten in der Frankfurter Festhalle keinesfalls gehen.

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