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Die chinesische Shopping-Tour in Deutschland geht weiter

Wer durch Frankfurts Goethestraße geht, kennt das Bild: In den Edelboutiquen und Schmuckgeschäften tummeln sich chinesische Kunden, die auf ihren Europatouren äußerst zahlungswillig sind. Die Schlange am Tax-Refund-Schalter am Flughafen ist genauso lang, wie die Anmeldeliste der extra für die chinesische Kundschaft eingeführten muttersprachlichen Einkaufsbegleiter bei Fraport.

Während die Russen längst ausschweifenden Luxuseinkäufen eine Absage erteilen mussten, bleibt die Konsumneigung der Chinesen hierzulande trotz täglich neuer Meldungen über einen Wachstumseinbruch in Fernost ungebrochen. Für die Filialen der Edelmarken sind die Asiaten längst zur wichtigsten Kundengruppe avanciert.

Neben den privaten Konsumenten haben auch Investoren den europäischen Kontinent im Blick. Chinesische Investitionen in Europa sind im vergangenen Jahr auf rund 18 Mrd. Euro gestiegen, nachdem sie Mitte der 2000er Jahre nahezu bei Null gelegen haben, so das Merics China-Institute. Seit der Jahrtausendwende seien mehr als 1 000 Neugründungen, Fusionen und Übernahmen im Umfang von 46 Mrd. Euro erfolgt. Unter den Empfängern steht Deutschland mit 6,9 Mrd. Euro hinter Großbritannien auf dem zweiten Platz. In den allermeisten Fällen (82%) erfolgen Direktinvestitionen in Form von Zukäufen. Prominente Beispiele sind Lenovos Investition in den deutschen Computer-Hersteller Medion für 530 Mio. Euro oder die Übernahme des Maschinenbau- und Logistik-Konzerns Kion durch Weichai Power für 467 Mio. Euro.

Im Fokus stehen der deutsche Automobilbereich sowie Industrie- und Anlagentechnik. Zudem werden die Felder Erneuerbare Energien, Konsumgüter oder Finanz- und Transportdienstleistungen immer interessanter für die Chinesen. Die Übernahmen finden überwiegend im kleineren und mittleren Bereich statt. Deutschland ist aber auch das Ziel von Neugründungen. So haben große chinesische Banken wie die Industrial and Commercial Bank of China oder die Agricultural Bank beispielsweise Tochtergesellschaften in Frankfurt eröffnet. Die Entwicklung zeigt: Das alte Wachstumsmodell hat ausgedient. China öffnet sich für globale Kapitalströme. Dies gilt auch für europäische Investoren in China.

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