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DLT-Pilot – Warum ein EU-Projekt zur Blockchain zu scheitern droht

DLT-Pilot Regime soll Europa den Weg zu dezentralen Finanztransaktionen ebnen. Jetzt fordern mehrere Experten große Änderungen. Sogar ein Ex-Bundesbankvorstand schaltet sich ein.

Nils Heck,
Symbolbild Blockchain
Symbolbild Blockchain © AdobeStock

DLT steht für Distributed Ledger Technologie. Das von der EU initiierte DLT-Pilot Regime soll den Handel und die Abwicklung von tokenisierten Wertpapieren auf der Blockchain vereinfachen und absichern. Vor allem Wertpapierfirmen und Zentralverwahrer erhoffen sich dadurch Kostenvorteile und einen Quantensprung an Transparenz. Der regulatorische „Sandkasten“ soll den Marktteilnehmern Gelegenheit geben, unter erleichterten Bedingungen und zeitlich befristet auszuprobieren, wie DLT-basierte Marktinfrastrukturen funktionieren können. Doch zwei Jahre nach dem Start werden Stimmen lauter, die die zeitliche Limitierung des Projekts und den Deckel bei den Volumina scharf kritisieren. So gebe es wenig Anreize für Investoren, sich mit DLT überhaupt zu befassen.

Einer, der davon ein Lied singen kann, ist Max Heinzle. Er ist Gründer von 21X und damit der einzigen Firma, die eine Lizenz für Handel und Abwicklung tokenisierter Wertpapiere hält. Er beklagt die zeitlichen Einschränkungen und die zulässigen Maximalvolumina. So dürften Fonds und Aktien nur bis zu gewissen Größenordnungen gehandelt werden und komplizierte Finanzprodukte schon gar nicht. „Das Limit für Anleihen liegt bei 1 Mrd. Euro und für Aktien bei 500 Mio. Euro”, sagt Heinzle gegenüber PLATOW. „Das ist natürlich viel zu klein und macht es unattraktiv für die Emittenten, ihre Wertpapiere auf die Blockchain zu bringen.” Er glaubt, dass deutlich mehr große Finanzhäuser Interesse am DLT-Angebot hätten, würden die Limits und auch die zeitliche Begrenzung fallen. „Wir sehen eine potenziell große Nachfrage, aber die Regeln des Regimes bremsen diese total aus”, so Heinzle.

Christoph Hock, Head of Tokenisation & Digital Assets bei Union Investment, sieht das ähnlich. „Das ist mittel- bis langfristig gesehen definitiv zu schmal geschnitten”, sagt er über das Regime. Die Volumina dynamisch zu ändern und das Regime dauerhaft zu implementieren sei auch mit Blick auf andere Länder wichtig. „In UK ist eine ähnliche Sandbox deutlich flexibler, da muss die EU nachziehen, um nicht aus Wettbewerbsaspekten ins Hintertreffen zu geraten”, so Hock zu PLATOW.

Sogar Joachim Wuermeling sieht sowohl eine wachsende Nachfrage bei institutionellen Investoren für tokenisierte Wertpapiere als auch die Notwendigkeit, das aktuelle Regime fortzuentwickeln, um den „Vorsprung gegenüber den USA aufrechtzuerhalten und auszubauen“. Die ersten Monate betrachtet der ehemalige Bundesbank-Vorstand und heutige Professor an der ESMT Berlin und Of Counsel bei A&O Shearman als Erfolg, sieht aber auch die Grenzen der aktuellen Regelung.

„Wir brauchen jetzt eine Ausweitung der tokenisierbaren Wertpapiere, Aufhebung der Höchstgrenzen und der zeitlichen Limitierung des Piloten, sonst wird sich das wahre Potenzial nicht zeigen können”, bekräftigt er gegenüber PLATOW. „Die Tokenisierung ist erst mal ein teures Investment und das lohnt sich nicht, wenn offen ist, ob es das Regime in zwei Jahren überhaupt noch gibt”, sagt Wuermeling. Die Zeit sei reif, den „Piloten“ in eine dauerhafte Finanz-Infrastruktur zu überführen. Aktuell läuft eine Konsultation zum Pilot-Regime, die kommende Woche endet.

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