PAYMENTS

EU drängt Banken zum Sicherheits-Upgrade bei Überweisungen

Europäische Banken müssen ab Oktober ihre Kunden besser vor Überweisungsbetrug schützen. Die Umsetzung höherer Standards gilt als aufwändig. Wie die deutschen Banken reagieren.

Jan Schulte,
Eingangsbereich BdB in Berlin
Eingangsbereich BdB in Berlin © Bundesverband deutscher Banken

Nur wenige Klicks genügen heute, um eine Überweisung zu starten. Das ist bequem – vor allem bei Sofortüberweisungen. Doch genau das nutzen Betrüger aus, um an Geld von Privat- und Unternehmenskunden zu kommen. Die EU verlangt von Banken daher, den Prozess sicherer zu gestalten. Die Branche hat inzwischen eine Lösung gefunden, die zumindest lt. Bundesverband deutscher Banken in Sekundenbruchteilen funktioniert. Ab Oktober überprüfen die Geldhäuser, ob Name und IBAN des Zahlungsempfängers mit den bei ihnen hinterlegten Informationen übereinstimmen. Ist das nicht der Fall, erscheint eine Warnung – bevor das Geld rausgeht.

Klingt simpel, ist in der konkreten Umsetzung aber sehr kompliziert gewesen, so der Tenor aus den Banken. Das dürfte auch der Grund sein, weshalb es erst einer EU-Verordnung bedurfte, damit die Branche ein Warnsystem entwickelt. Bei der ING und der DKB zum Beispiel soll den Kunden die Warnung in Form eines Textfeldes eingeblendet werden, wie PLATOW erfuhr. Denkbar ist auch ein Ampelsystem: Grün wenn alles richtig ist, gelb falls es kleinere Ungereimtheiten gibt und rot falls die Angaben gar nicht übereinstimmen. So lässt sich etwa verhindern, dass ein Betrüger eine Rechnung im Namen eines bekannten Anbieters, etwa Amazon, verschickt – aber seine eigene IBAN einfügt.

Doch die neue Überprüfung hat Schwächen: So könnte es für die Kunden zu Beginn ziemlich nervig werden. Angenommen, der Friseur um die Ecke heißt „Löwenmähne“, der Betreiber lässt sein Konto aber auf einen anderen Namen laufen. In dem Fall würde das System schon eine Warnung aussprechen. Sinkt die Akzeptanz, ignorieren Kunden womöglich schneller die Warnungen.

Gravierender ist: Kreative Betrüger können das System nach wie vor umgehen. Stimmen Name und IBAN auf der Rechnung überein, greift der neue Abgleich nicht. Kunden können also weiterhin viel Geld verlieren. Auch 2-Faktor-Authentifizierung und Aufklärungskampagnen helfen da wenig.

Langfristig dürfte es also kaum bei dieser neuen Maßnahme bleiben. Laut einer Stellungnahme der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) trugen Kunden bei sämtlichen Formen von betrügerischen Überweisungen zu 79% die Belastungen. In der EU wird derzeit über strengere Haftungsregeln für Banken diskutiert. Soll heißen: Wenn Betrüger am Werk sind, müsste dann häufiger die Bank geschädigten Kunden helfen. Auf die Branche könnte also bald weit mehr zukommen, als nur neue Warnmethoden zu entwickeln.

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