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Exklusiv: BayWa – Volksbanken müssen bisher nichts abschreiben

Der von einer ad hoc am vergangenen Freitagabend ausgelöste Kurseinbruch der BayWa-Aktie um mittlerweile 34% hat für die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken noch keine unmittelbaren Auswirkungen. Wie uns Gregor Scheller telefonisch versichert, liegt der Buchwert der in der Bayerischen Raiffeisen-Beteiligungs-AG (BRB) gebündelten Papiere noch deutlich unter dem aktuellen Kurs, so dass „erst mal keine Abschreibung auf den Buchwert nötig“ sei.

Die BRB ist mit 34% größter Aktionär der BayWa. 83% der BRB gehören den Volks- und Raiffeisenbanken im Freistaat. Scheller war bis 2021 Aufsichtsrat des BRB wie auch der DZ Bank. Zuletzt avancierte der frühere Vorstandschef der VR Bank Bamberg-Forchheim immer mehr zum Feuerwehrmann der bayerischen Genossen. Noch bis Ende Juli ist er Präsident des GVB. Den zuvor in sich und mit dem BVR zerstrittenen Verband hat er in nur zweieinhalb Jahren wieder versöhnt und aus der bundesdeutschen Isolation herausgeführt. Auf Wunsch der Genossen im Freistaat übernahm er im Frühjahr dann den vakanten AR-Vorsitz bei der BayWa, wo er bis 2016 einfaches AR-Mitglied gewesen ist. Die neue Aufgabe gerät nun weit turbulenter als gedacht. Nicht einmal auf der heutigen Teilbetriebsversammlung des GVB konnte Scheller teilnehmen.

Bei der BayWa stehen aktuell wichtige Entscheidungen an. Hohe Lagerbestände und ein stark fremdfinanzierter Expansionskurs in den letzten Jahren haben den größten europäischen Agrarhändler und einen der weltweit größten Projektentwickler für erneuerbare Energien zuletzt in Schieflage gebracht. Die Verschuldung beträgt bei 6 Mrd. Euro bei einem Umsatz von 24 Mrd. Euro und einer EK-Quote von knapp 14%. Ein im Juni fälliger 500 Mio. Euro schwerer Bond konnte nur mit Mühe aus Bordmitteln refinanziert werden. Die mit DZ Bank-Hilfe geplante Emission einer dafür eigentlich gedachten 200 Mio. Euro-Anleihe im April musste mangels Nachfrage abgesagt werden ebenso wie zuvor schon der Verkauf der Solarhandelssparte. Bei letzterem ist ein neuer Anlauf geplant. Es gibt angeblich Gespräche mit dem bereits an der BayWa r.e. beteiligten Schweizer Investor EIP. Neuigkeiten dazu evtl. schon im August.

Auslöser für den aktuellen Kurssturz war die am Freitag bekannt gegebene Beauftragung von Roland Berger mit der Erstellung eines Sanierungsgutachtens. Der BayWa-Vorstand rund um den im Frühjahr angetretenen Marcus Pöllinger sprach in der ad hoc selbst von einer angespannten Finanzierungslage. Um finanziell wieder auf stabile Beine zu kommen, sind Kostensenkungsmaßnahmen ebenso geplant wie ein Bestandsabbau bei Landtechnik und Solarhandel. In der Zwischenzeit sind aber vor allem die finanzierenden Banken gefragt.

Wie berichtet (s. PLATOW v. 26.3.), liegt das Kreditvolumen der BayWa bei etwa 2 Mrd. Euro. Dem Konsortium gehören 11 Banken an, darunter Deutsche Bank, Commerzbank und LBBW. Größter Kreditgeber ist nach unseren Informationen aber die DZ Bank mit einem Betrag von angeblich rd. 250 Mio. Euro. Das genossenschaftliche Zentralinstitut dürfte denn auch am ehesten in die Bresche springen. Wie wir hören, wurde am Dienstag die Causa BayWa im Vorstand intensiv diskutiert. Auf Wunsch der kreditgebenden Banken soll jetzt erst einmal ein Chief Restructuring Officer in den vierköpfigen BayWa-Vorstand einziehen. mr

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