Factoring – Teylor greift an
Das Schweizer Fintech Teylor hat das Factoring-Geschäft von Grenke übernommen. Das Timing hätte nicht besser sein können. Was der Anbieter aus Zürich in Deutschland vorhat.

Still und heimlich hat das Schweizer Fintech Teylor das Factoring-Geschäft von Grenke übernommen – und das nicht nur für Deutschland, sondern gleich auch für Großbritannien, Irland, Polen, Ungarn, Italien und Portugal. Zwar steht eine Genehmigung der Behörden für Deutschland und Ungarn noch aus, doch bereits jetzt ist klar: Teylor will bei den Großen mitspielen. Das Factoring-Geschäft wird zum Sprungbrett nach Europa. Bereits 2024 hatte Teylor die Finanzierungsplattform Creditshelf übernommen.
Längst sieht sich Teylor als „die größte KMU-Finanzierungsplattform in Deutschland“ und als „Marktführer in Europa“, wie gegenüber PLATOW betont wird. Im Laufe des Jahres wollen die Schweizer „durch eine bereits geplante Reihe weiterer strategischer Akquisitionen noch mehr Marktanteile im KMU-Finanzierungsmarkt“ gewinnen. Das sind selbstbewusste Töne aus Zürich.
Der Zeitpunkt für den Vorstoß ist gut gewählt. Die Wirtschaft in Deutschland und anderen europäischen Ländern schwächelt. Laut der KfW-ifo-Kredithürde klagten noch nie so viele kleine und mittlere Unternehmen über restriktives Verhalten der Banken, wenn es um Finanzierungen geht.
„Tatsächlich werden Banken vorsichtiger, verändern Konditionen bei der Kreditvergabe“, sagt Peer Macketanz, Bereichsleiter für Capital und Debt Advisory bei EY für Süddeutschland. Die Goldenen Zeiten hätten im Grunde schon mit Beginn der Corona-Krise geendet. Und wenn es für Unternehmen schwieriger ist, einen klassischen Kredit zu bekommen, setzen sie eben stärker auf Factoring.
Hier sind die Anforderungen der Geldgeber anders. „Ein Großteil des Risikos ist durch Kreditversicherer gedeckt“, sagt Macketanz. Zudem konzentrieren sich Factoring-Anbieter auf die Kunden – nicht auf das Unternehmen, das die Forderungen ausstehen hat.
„Viele große Player in Deutschland kommen bisher aus Frankreich“, so Macketanz. BNP Paribas etwa hat eine Factoring-Tochter, die hierzulande mitmischt, ebenso die Targobank, die zur französischen Genossenschaftsbank Crédit Mutuel Alliance Fédérale gehört. In Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien ist Factoring laut Macketanz bisher beliebter als in Deutschland, wo das Finanzierungsinstrument lange etwas verpönt war.
Eine Firma, die auf Factoring angewiesen ist, müsse es schlecht gehen, lautete ein weit verbreitetes Vorurteil. Durch Fintechs wie Teylor und auch durch Banken, die Factoring in ihr Angebot mit aufnehmen, ändert sich das Bild langsam. Das Potenzial, mit Factoring bald mehr Geld zu verdienen, ist also da. Praktisch für Teylor und alle anderen Anbieter, die gute Kontakte in den Mittelstand haben: Egal ob sie einen Kredit vergeben oder auf Factoring setzen, aus Ertragssicht halte sich beides die Waage, sagt Macketanz.