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Family Offices – Vermögensberater im Wandel der Zeit

Vermögende Privatpersonen suchen mehr denn je eine unabhängige Beratung. Gleichzeitig steigt die Zahl sogenannter Family Offices; ein nachhaltiger Beweis für die Nachfrage nach unabhängiger Beratung. Doch was zeichnet ein Family Office in der heutigen Zeit aus? Antworten gibt Hans Christian Blum, Partner der Sozietät CMS Hasche Sigle. Der Fachanwalt für Erbrecht und Leiter des Bereichs Private Clients ist spezialisiert auf die Beratung von Familienunternehmern, Family Offices sowie die Beratung in der Vermögens- und Unternehmensnachfolge.

Der Ursprung des Family Office geht auf vermögende Familien zurück, die zur optimalen und unabhängigen Bewirtschaftung des privaten wie unternehmerischen Vermögens eine eigene Gesellschaft gegründet haben. Diese sogenannten Single Family Offices gibt es nach wie vor, jedoch ist ein eigenes Family Office für viele Familien keine Option, sei es wegen der notwendigen Vermögensgröße von meist über 300 Mio. Euro, sei es, dass ein eigenes Beratungsteam mit fest angestellten Personen nicht gewünscht wird. Die Alternative ist die Beauftragung eines sogenannten Multi Family Offices.

Schwer zu überschauender Markt

Der Markt der Multi Family Offices ist mittlerweile so groß wie auch schwer überschaubar für einen Kunden, der sich mit dem Thema zum ersten Mal befasst. Der Kunde kann zwischen drei Optionen wählen: einem Bank-unabhängigen ohne eigene Vermögensverwaltung; einem Bank-unabhängigen mit eigener Vermögensverwaltung sowie einem Bank Family Office mit eigener und/oder Bankvermögensverwaltung. Hinzu kommen mittlerweile auch Single Family Offices, die sich in Teilbereichen für weitere Familien öffnen und somit gleichzeitig Multi-Family-Office-Dienstleistungen anbieten. Letzteres ist ein Trend, der bei Banken, Rechts- und Steuerberatungs- wie Wirtschaftsprüfungskanzleien immer häufiger anzutreffen ist. Der Kunde wird in die Lage versetzt, sein eigenes Family Office zusammenzustellen, ohne dass er ein Multi Family Office mandatiert, und vermeidet gleichzeitig die Kosten eines eigenen Single Family Office. Der Kunde bringt hierbei meist seine eigene Expertise ein und wählt für die weiteren Expertisen eine stark begrenzte Zahl von Partnern aus.

Eine unerlässliche Aufgabe der Family-Office-Dienstleistungen ist das Reporting und Controlling der Vermögenswerte sowie die Gesamtsteuerung des Vermögens. In der Praxis erweist sich die Mandatierung dieser Dienstleistungen für vermögende Kunden mit einem Gesamtbankvermögen von unter 30 Mio. Euro jedoch als schwierig. Ein seltsam anmutendes Ergebnis, da auch ein Betrag von 5 Mio. bis 30 Mio. Euro ein beachtliches Vermögen darstellt, jedoch vielfach für Family Offices nicht interessant genug ist. So erfordern z. B. Investitionen in unterschiedliche Asset-Klassen oft Einzelinvestitionen mit höheren Beträgen, die dann eine sinnvolle Allokation des weiteren bzw. des gesamten Vermögens nicht mehr zulassen. Die Reduzierung von Risiken durch hohe Investitionen in Einzelprojekten ist auch bei großen Vermögen zu erkennen. War es in der Vergangenheit nicht gegeben, dass mehrere Familien in einem Projekt gemeinsam direkt investieren, scheinen mittlerweile sogenannte Club-Deals einen neuen Trend darzustellen. Bei genauerer Sicht erweisen sich die meisten gemeinsamen Investitionen mehrerer Familien jedoch nicht als echte Club-Deals, in denen sich die Familien direkt beteiligen. Vielfach werden Fondsstrukturen genutzt, die letztlich ein indirektes Investment darstellen, jedoch personalisierter als der übliche Publikumsfonds.

Diese Kompetenzen werden durch die Beratung zur Familienstrategie und der nachhaltigen Sicherung des Familienvermögens über Generationen sowie der rechtlichen und steuerlichen Begleitung im Gesamtprozess abgerundet und bilden die ganzheitliche Beratung von vermögenden Familien.

Gesamtpaket oder gezielte Unterstützung?

Bei der Auswahl der Dienstleistungen ist die Kenntnis des Angebots und der Stärken der Family Offices notwendig. Ähnlich dem Privatkundengeschäft bzw. dem Wealth Management von Bankinstituten können Kunden auch bei der ganzheitlichen Beratung im Sinne eines Family Office entscheiden, ob sie ein Gesamtpaket oder individuelle Einzelleistungen bis hin zum eigenen Family Office in Anspruch nehmen. Gute Dienstleistung erfordert eine Gebühr. Dennoch sind die im Markt bestehenden Vergütungsmodelle völlig unterschiedlich. Der Kunde sollte jedoch nicht nur nach All-in-Flat-Fees und Performance-Fees fragen. Entscheidend ist die Gesamtdienstleistung des Anbieters; denn wissenswert ist, mit welcher Dienstleistung welche Basispunkte erzielt werden.

Der klassische Ansatz des Single Family Office besteht weiterhin. Family-Office-Dienstleistungen sind jedoch sehr vielschichtig geworden. Vermögende Familien, die auf der Suche nach unabhängiger Beratung sind, haben eine große Auswahl an Einzel- und Gesamtdienstleistungen. Es gilt entsprechend den individuellen Anforderungen die passenden Lösungen auszuwählen.

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