Fintech Tomorrow – Mehr als nur Marketing?

Gerade erst eine Finanzierungsrunde abgeschlossen, nun eine Crowdinvesting-Kampagne gestartet. Es sind gute Nachrichten, die Tomorrow im November verkünden kann, mal wieder. Und das, obwohl so mancher in der Finanzbranche das Start-up aus Hamburg äußerst kritisch sieht.
Es gibt nämlich mindestens zwei Perspektiven auf Tomorrow: Marketing und Inhalte. „Tomorrow hat es verstanden, durch kluges Marketing innerhalb seiner Zielgruppe zu wachsen“, sagt Benedikt Streb von der auf Marken spezialisierten Unternehmensberatung Brandtrust. „Das gelingt auch durch Partnerschaften, die für eine nachhaltige Bank Sinn ergeben, etwa mit dem WWF.“
Tomorrow schafft es, damit zu wachsen, ohne seine Nische des nachhaltigen Bankings zu verlassen. Das größte Pfund des Fintechs sind eigene Kunden und zahlreiche Privatinvestoren. „Auf Crowdinvesting zu setzen, stärkt bei Tomorrow noch mehr die Bindung zur selbst aufgebauten Community“, sagt Streb. Und es bringt Geld. Bereits in den ersten drei Crowdinvesting-Kampagnen hat das Start-up von etwas weniger als 10.000 Investoren knapp 14 Mio. Euro eingenommen, ohne dadurch seine Anteile großartig verwässern zu müssen.
Für die neue Kampagne hat Tomorrow ein digitales Wertpapier emittiert. Bis zu 8 Mio. Euro können so zusammenkommen. Privatinvestoren können zwischen 100 Euro und 25.000 Euro einsetzen, Mindestlaufzeit fünf Jahre, Zinsen 5% pro Jahr. Angesichts der starken Tomorrow-Community dürften so noch mal ein paar Millionen Euro zusammenkommen. Nur einen Tag, nachdem das Start-up das Crowdinvesting zunächst nur für die eigenen Kunden geöffnet hatte, hätten bereits mehr als 200 Menschen investiert, teilte Tomorrow mit. Seit dem 26.11. können alle Interessierten investieren.
Problematischer wird es beim zweiten Blick auf Tomorrow. Im Kern nutzt das Fintech Einlagen von Privatkunden, um sie in nachhaltige Projekte zu lenken. Tomorrow kann das auch sechs Jahre nach Gründung nicht selbst tun. „Wir sind ein Social Business aus dem Herzen von St. Pauli“, heißt es geradezu empathisch. Tomorrow bietet zwar Banking an, ist dabei aber auf die Lizenz etwa der zuletzt stark angeschlagenen Solaris angewiesen. Wiwin fungiert als Partner für alternative Investments, lemon.markets für den Wertpapierhandel. Tomorrow argumentiert zwar, sich so stärker auf sein mobiles und nachhaltiges Angebot konzentrieren zu können. Tatsächlich sind die Kriterien von Tomorrow streng, doch GLS Bank oder Triodos schaffen das auch – und zwar mit eigener Banklizenz.