FlatexDegiro hält „ein paar hundert Millionen“ für Übernahmen zurück
Vier Jahre nach der Fusion denkt FlatexDegiro schon wieder über eine Übernahme nach. Der Online-Broker suche nicht aktiv, halte aber Geld zurück, sagt Firmenchef Oliver Behrens.

Der Online-Broker FlatexDegiro hält nach Worten von Firmenchef Oliver Behrens „ein paar hundert Millionen“ für etwaige Übernahmen bereit. Das Unternehmen habe Dividenden zurückgehalten und somit Reserven aufgebaut, sagte Behrens am Montagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Allerdings seien derzeit andere Wettbewerber hoch bepreist. Auch habe das Unternehmen selbst noch Hausaufgaben vor sich, denn die Integration nach der zurückliegenden Fusion von Flatex und Degiro im Jahr 2021 sei noch nicht vollständig abgeschlossen. „Wir suchen nicht aktiv.“
Der ehemalige Manager von DekaBank und Morgan Stanley erwartet aber Bewegung im Markt: Das Verbot von „Payment for Orderflow“ ab Mitte 2026 sei für einige Wettbewerber eine Herausforderung. In diesem Modell bekommen einige Broker von Handelsplätzen Geld, wenn sie dort im Gegenzug Wertpapierorders ihrer Kunden ausführen. Darüber hinaus gebe es Anbieter, die nur über eine Börse handelten. „Da wird sich einiges ändern.“ Welche Rivalen er vor Problemen sieht, sagt der FlatexDegiro-Chef jedoch nicht.
Wettlauf mit Trade Republic
Mit einem betreuten Kundenvermögen von 83,5 Mrd. Euro und 3,3 Mio. Kundenaccounts ist Flatexdegiro ein Schwergewicht in Deutschland und Österreich. Rivalin Trade Republic jedoch gibt ein Kundenvermögen von 100 Mrd. Euro an und zählt 8 Mio. Kunden, doch geizt das Unternehmen mit belastbaren Zahlen. Auch entfällt ein großer Teil des Kundenvermögens bei Trade Republic auf vermittelte Einlagen und Geldmarktfonds. Flatexdegiro hingegen zählt geringe Einlagenvolumina. Die häufigste Anlageklasse seien Aktien, sagt Behrens.
Binnen eines Jahres bis Mitte 2025 wuchs die Zahl der Accounts um 412.000, also um rund 34.000 im Monat. Das sei ein ordentlicher Zuwachs, betont Behrens. Zum Vergleich: Die ING wuchs 2024 im Durchschnitt netto um rund 48.000 Kunden pro Monat, Trade Republic und Revolut geben noch höhere Zuwächse an. FlatexDegiro setzt laut Behrens hingegen mehr auf Qualität als auf Wachstum. Das Unternehmen wolle Kunden anlocken, die den Broker dann auch tatsächlich regelmäßig nutzen, argumentiert er.
Kritik an Bitcoin-Angst der Bundesbank
Unter ihrem ehemaligen CEO Frank Niehage hatte FlatexDegiro ein Angebot an Kryptowährungen lanciert. Doch ziele der Broker nicht auf „Zocker“ und „Daytrader“, sagt nun Behrens. Kryptowährungen will er als „Ergänzungsinvestment“ verstanden wissen, das mit 3 bis 4% beigemischt werden könne. Dabei geht er auf Nachfrage auf Distanz zu Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, der Bitcoin zu Jahresbeginn im PLATOW-Interview als „digitale Tulpen“ bezeichnet hatte, in Anlehnung an die historische Tulpenzwiebel-Preisblase in den Niederlanden.
Behrens lässt seine Skepsis zu den Motiven der Bundesbank erkennen. Sein Argument: Staaten seien darauf angewiesen, dass Anleger am Kapitalmarkt ihre neu emittierten Staatsanleihen abnehmen. Heute stünden einem Anleger in einem globalen Kapitalmarkt jedoch etliche Optionen offen. Mit Kryptoanlagen komme eine weitere Möglichkeit hinzu, und zwar „in einer Zeit, die sehr unsicher ist“. Ob sich erneut eine Blase bilde, sei jedoch erst hinterher klar.