Bankensektor

Französische Banken wecken Konsolidierungsfantasien

Die größten französischen Banken fallen dieser Tage durch ihre soliden Zahlen aus dem zurückliegenden Geschäftsjahr auf. Das sind mit Blick auf die erwartete Konsolidierung im europäischen Bankensektor gute Neuigkeiten für die Institute. Denn wer seine Eigenkapitalbasis und Profitabilität stärkt, erhöht die Chancen, sich schwächere Konkurrenten einzuverleiben, statt selbst zum Übernahmeziel zu werden.

Da kommen Erinnerungen an Gerüchte um einen möglichen Kauf der Commerzbank durch die BNP Paribas auf, die in dieser Woche überraschend starke Zahlen für 2022 präsentierte (Nettogewinn +7,5%, s. PLATOW v. 7.2.). Der Commerzbank kommt in dieser Situation zugute, dass sie sich selbst auf einem Erholungspfad befindet: Vieles deutet darauf hin, dass sie für 2022 einen Nettogewinn von über 1 Mrd. Euro ausweist. Mit dem Aufstieg in den DAX wird sie vom Krisenfall wieder mehr zum ernsthaften Wettbewerber – auch das kann die Attraktivität für strategische Investoren erhöhen.

Neben dem Landesprimus BNP hat auch die Société Générale diese Woche überraschend gute Zahlen geliefert. In Q4 übertraf das Institut die Gewinnerwartungen von Analysten dank des starken Firmenkunden- und Investmentbanking-Geschäfts deutlich (1,16 Mrd. statt 834 Mio. Euro). Dass es sich um einen Einbruch um 35% zum Vj. handelt, wird von den Märkten insofern verziehen, als dass der Rückgang an der Aufstockung der Risikovorsorge lag. Die Erträge im Gj. 2022 erhöhten sich auf über 28 Mrd. Euro (+9%). Getrieben wurde das Ergebnis vom guten Handelsgeschäft, das auch schon der Deutschen Bank im zurückliegenden Gj. das beste Konzernergebnis seit 2007 ermöglichte.

Die Credit Agricole verdiente im Schlussquartal 1,56 Mrd. Euro (+9% z. Vj.), im Gj. 2022 büßte sie allerdings ein (Gewinn: 5,44 Mrd. Euro, -7%). Dabei lagen die Erträge sowohl in Q4 als auch für das Gesamtjahr über Vorjahresniveau, 2022 kam das Institut auf 23,7 Mrd. Euro (+4,8%). Auch bei der Credit Agricole schlug die erhöhte Risikovorsorge zu Buche (Q4: +35%, Gj.: +26%). Solange Banken ihre operativen Kosten in Schach halten bzw. drücken können, dürften sie noch lange von der Zinswende zehren. Fusionen aus der Stärke heraus werden vom Markt freilich besser angenommen. ck

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