GENOS

Genossenschaftsbanken: Von wegen klein und regional!

Die Vielzahl der Volks- und Raiffeisenbanken täuscht darüber hinweg, dass nur wenige Adressen den Sektor dominieren. Das Regionalprinzip zeigt kaum Wirkung.

von Jan Schrader,
Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR)-Vorstand Daniel Quinten
Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR)-Vorstand Daniel Quinten © BVR

Regionalprinzip? Davon will BVR-Vorstand Daniel Quinten nichts wissen. Weder wolle noch dürfe der Verband dieses Prinzip verbindlich festlegen, sagte er zum Wochenauftakt vor Journalisten in Frankfurt. Die Folgen sind in der neuen Liste mit 670 Kreditgenossenschaften für das Jahr 2024 sichtbar: Die 20 größten Primärbanken – also ohne DZ Bank gerechnet – kommen mit ihrer Bilanzsumme in der genossenschaftlichen Finanzgruppe auf 25,0% Gewicht. Das ist annähernd 1 Prozentpunkt mehr als im Vorjahr und rund 3 Prozentpunkte mehr als vor zehn Jahren.

Zum Vergleich: Die Top 20 der Sparkassen erreichen nach der jüngsten DSGV-Liste für 2023 einen Anteil von 25,3%. Die Konzentration ist also hier wie dort fast identisch, obwohl es mehr als doppelt so viele Genossenschaften wie Sparkassen gibt. Die öffentlich-rechtlichen Adressen sind in kommunaler Trägerschaft an ihre Region gebunden. Für Kreditgenossen gilt diese Norm nur in weicher Ausprägung.

So gibt es einige überregionale Genossenschaften: Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) ist als größte Primärbank deutschlandweit aktiv. Das gilt auch für die einst als Beamtengeldhaus gestartete BBBank, die antroposophisch geprägte GLS Bank und die Sozialbank. Für Kirchenbanken (katholisch oder evangelisch) ist die Religion, aber nicht immer die Region die Scheidelinie.

Hinzu kommen die Fusionen: Die Frankfurter Volksbank wächst nach Übernahme der Nachbarin in Aschaffenburg um 3,9 Mrd. Euro auf 19,6 Mrd. Euro und zieht an der Berliner Volksbank und BBBank vorbei auf Rang 2. Die Volksbank im Münsterland steigt nach Fusion mit der Bank in Warendorf um 11 Plätze auf Rang 13, die Volksbanken in Gütersloh und Herford vereinen sich zur Volksbank in Ostwestfalen, die nun auf Rang 18 steht.

Im laufenden Jahr steigt der Anteil der Top 20 um weitere 0,5 Prozentpunkte, wenn drei Fusionen gezählt werden: So schluckt die BBBank absehbar die PSD Bank Berlin-Brandenburg. Außerdem übernehmen zwei größere Volksbanken jeweils eine kleine Problembank, nämlich die Volksbank Mittelhessen, die vermutlich die Raiffeisenbank im Hochtaunus aufnehmen wird, und die Dortmunder Volksbank, die die Volksbank Dortmund-Nordwest schluckt.

Trotz Konzentration bleibt der Gruppe ein Prinzip heilig: eine Bank, eine Stimme. Die Raiffeisenbank Gammesfeld, die kleinste Genossenschaft, stimmt auf der BVR-Mitgliederversammlung mit gleichem Gewicht ab wie die apoBank, die nach Bilanzsumme etwa 1.400 Mal so groß ist und nach Zahl der Mitglieder rund 300 Mal. Die Reform der Institutssicherung hängt also am Okay der kleinen Banken. „Das ist das Herzstück unserer Organisation“, sagt BVR-Präsidentin Marija Kolak zum Stimmprinzip.

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