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Girocard mutiert im Einzelhandel zur lahmen Ente

Die Girocard-Umsätze legen kaum noch zu. Die deutsche Kreditwirtschaft nähert sich mit dem Angebot einer Sättigungsgrenze – und spürt die Konkurrenz von Visa und Mastercard.

von Jan Schrader,
Girocard Logo
Girocard Logo © AdobeStock

Die Deutschen zücken immer häufiger die Girocard an der Ladenkasse – trotzdem wächst der Geldbetrag, der über die zuletzt rund 100 Mio. Karten abgewickelt wird, nur noch langsam: Um gerade einmal 0,9% auf 307 Mrd. Euro kletterte der Umsatz im vergangenen Jahr, wie die zuständige Firma Euro Kartensysteme festhält. Dabei stiegen die Umsätze seit 2015 im Durchschnitt um 9,3% pro Jahr. Nach der Hochphase der Pandemie, im Jahr 2022, legte das Volumen sogar um 13,4% zu. Die Phase zweistelliger Wachstumsraten sei nun wohl vorbei, sagt ein Sprecher.

Das liegt längst nicht nur am zuletzt schwachen Weihnachtsgeschäft des Einzelhandels. Der Markt der Zahlungskarten läuft vielmehr einer Sättigung entgegen, denn Karten haben das Bargeld bereits weitgehend verdrängt. Im Einzelhandel entfällt kaum mehr als ein Drittel der Umsätze auf Münzen und Scheine, wie das EHI Retail Institute des Einzelhandels für das jüngste Berichtsjahr 2023 festhält. Je seltener Bargeld über die Ladentheke gereicht wird, desto geringer ist der Spielraum für künftiges Wachstum alternativer Zahlungsmethoden. Die Girocard kommt längst nicht nur für große Summen, sondern auch schon für Kleckerbeträge häufig zum Einsatz. Im Durchschnitt fließen mit jeder Transaktion laut Euro Kartensysteme 38,85 Euro und damit deutlich weniger als noch vor einigen Jahren.

Auch ist die Girocard als Debitkarte nicht allein: Etliche Banken geben auch eine Debitkarte der Kartenriesen Visa oder Mastercard aus. Der Handel akzeptiert die Karten, die optisch einer Kreditkarte ähneln, mittlerweile weitgehend. Sie lassen sich für Zahlungen im Internet einsetzen und kommen im Ausland ohne die ergänzende Maestro- oder V-Pay-Funktion aus. Die Girocard dominiert als Gemeinschaftsangebot der deutschen Banken und Sparkassen zwar weiterhin den Zahlungsverkehr an der Ladenkasse, doch sie hat bereits Marktanteile an andere Debitkarten verloren. Auch der zunehmende Internethandel ist für die Girocard ein Problem.

Die Deutsche Kreditwirtschaft, die hinter der Girocard steht, will der Karte mit neuen Funktionen auf die Sprünge helfen. So soll sie künftig zum Beispiel in Apps eingebunden werden: Der digitale Einkauf beim Supermarkt, die Buchung des Straßenrollers oder die Bestellung per Essenslieferdienst könnte dann unter Einbindung einer Girocard erfolgen. Auch eine flexible Autorisierung von größeren Zahlungen per Karte könnte Umsätze bringen. Sprünge sind schwer, doch Hüpfer sind möglich

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