Handel – Politik sucht Königsweg

„Wettbewerbsverzerrung“, schimpfen die größeren Händler und auch Stefan Genth, Chef des Deutschen Handelsverbandes (HDE), schüttelt ob des Vorgangs den Kopf. Dabei liegt es auf der Hand, dass mit der nach oben gedeckelten Lockerung große Menschenmassen von Innenstädten ferngehalten werden sollen, um das Ansteckungsrisiko klein zu halten. Den weiter auf den Online-Vertrieb vertrösteten Händlern hilft das nicht, können sie damit die Umsatzausfälle aus den Filialen doch kaum wettmachen. Selbst reine E-Commercer, die sich auf das Geschäft im Netz verstehen, treiben die Auswirkungen der Corona-Krise bereits in die roten Zahlen.
Prominentes Beispiel ist Zalando. Hier dürfte der operative Verlust (EBIT) im Q1 bei 90 Mio. bis 110 Mio. Euro (Umsatz: +10,1 bis +11,6%) gelegen haben, resümierten die Berliner jetzt auf Basis vorläufiger Zahlen. Im Vj. waren es zeitgleich 6,4 Mio. Euro Gewinn. Hinzu kommen Warenabschreibungen in Höhe von 40 Mio. Euro. Den Markt hatte das Management darauf jedoch gut vorbereitet (s. a. PLATOW Börse v. 15.4.): Die Zalando-Aktie zog am Donnerstag im MDAX deutlich um 6% an. Zudem hat der Otto-Rivale längst mit dem Sparen begonnen und noch Finanzreserven von über 1 Mrd. Euro.
So gut ausgestattet sind aber nicht alle. Um die scharfe Kritik zu kontern und die Lieferketten in der Krise intakt zu halten, spannt Finanzminister Olaf Scholz für den Handel einen milliardenschweren Schutzschirm auf. Bis zu 30 Mrd. Euro Ausfallrisiken will er den Kreditversicherern abnehmen, falls zu viele Lieferanten wegen nichtbezahlter Rechnungen der Händler ihre Warenkreditversicherung beanspruchen.