Heißhunger auf Festgeld schlägt in Appetitlosigkeit um
Die ungezügelte Lust auf Festgeldangebote ist jäh abgerissen: Im laufenden Jahr floss viel Geld aus Termineinlagen ab. Für Banken ist das eine gute Nachricht.

Kaum schossen die Zinsen in die Höhe, stieg auch die Lust der deutschen Sparer auf Festgeld. Hatte das Segment in den Jahren mit tiefen Zinsen keine Beachtung gefunden, kamen nun Quartal für Quartal hohe Milliardenbeträge zusammen. 35 Mrd. Euro flossen unterm Strich bereits im Jahr 2022 in Termineinlagen, üppige 184 Mrd. Euro kamen im Jahr 2023 hinzu und 117 Mrd. Euro waren es im Jahr 2024, wie die Küchenmeister der Bundesbank notieren. Bon Appétit!
Im Jahr 2025 verspüren die privaten Haushalte keinen Appetit mehr: Minus 21 Mrd. Euro stehen bis zur Jahresmitte unterm Strich, davon allein minus 14 Mrd. Euro im zweiten Quartal. Die Zinsdifferenz aus Festgeld und Tagesgeld ist spürbar gesunken, die Finanzzunft tischt längst andere Zinsprodukte auf: Neobroker wie Trade Republic mischen ihrer zinsbasierten Geldanlage reichlich Geldmarktfonds bei. Die spanische Großbank BBVA machte im Juni Anlegern mit einem Lockzins von 3% den Mund wässrig, ohne dabei eine Mindestanlagedauer vorzugeben.
Appetit und Gewicht hängen bekanntlich zusammen: Das Volumen der Termingelder stieg von Mitte 2022 bis Ende 2024 von 297 Mrd. Euro auf 660 Mrd. Euro. Mittlerweile sind es nur noch 630 Mrd. Euro. Gewöhnliche Sichteinlagen, die noch bis Ende 2022 auf 1.812 Mrd. Euro angeschwollen waren, speckten bis zum Startquartal 2024 auf 1.653 Mrd. Euro ab, legten seither aber wieder zu. Mit 1.787 Mrd. Euro zur Jahresmitte 2025 ist der alte Umfang wieder beinahe erreicht. Ein Jojo-Effekt der Geldanlage.
Für das Zinsgeschäft der Banken und Sparkassen ist das eine gute Nachricht: Denn die Bundesbank selbst hatte wiederholt die höher verzinsten Termingelder angeführt, um die Geldzunft vor höherem Zinsaufwand zu warnen. Da nun kaum noch Geld in höherverzinste Termingelder fließt, können die Banken das Prinzip der Fristentransformation wieder auskosten.
Gut genährt
Der Wohlstandsbauch der Deutschen ist auch sonst deutlich sichtbar: Das private Geldvermögen beträgt inklusive Versicherungen, Fonds, Aktien und weiterer pekuniärer Köstlichkeiten zur Jahresmitte 9.216 Mrd. Euro, das sind rund 110.400 Euro pro Kopf. Darauf einen Absacker!