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Individuelle Kreditkarten – Mehr als ein PR-Gag

Es klingt nach Spielerei. Giesecke+Devrient will Banken ermöglichen, per KI den Kunden individuelle Kartendesigns zur Verfügung zu stellen. Doch es steckt mehr dahinter.

Lars-Thorben Niggehoff,
Verschiedene Kreditkarten von MasterCard in einem Portemonnaie
Verschiedene Kreditkarten von MasterCard in einem Portemonnaie © cc0

Wir leben in der Ära des Individualismus. Niemand will mehr Waren von der Stange, alles soll maßgeschneidert sein, „customization“ heißt das im Werbesprech. Ein Produkt, das sich dem Trend aber bisher sehr erfolgreich entzogen hat, waren Bezahlkarten. In aller Regel sind diese in der Farbe des Issuers gehalten, irgendwo findet sich noch ein Giro-, Visa– oder Mastercard-Logo. Das höchste der Gefühle waren bisher Sonder-Designs, die sich Kunden aus einem Katalog auswählen konnten, etwa mit Wahrzeichen der Heimatstadt bei der örtlichen Sparkasse oder Sonderdesigns für Firmen.

Eine verpasste Chance, wenn man Mehdi Heidari glauben darf. Er ist Head of Product Management Digital Issuance bei Giesecke+Devrient (G+D). Das Münchener Sicherheitstechnologieunternehmen will seinen Abnehmern – also vor allem Banken und Finanzdienstleistern – ermöglichen, den Kunden komplett individuell designte Karten auszugeben. „Finanzunternehmen wollen eine Verbindung zu ihren Kunden aufbauen“, erklärt Heidari. Ähnlich wie bei Kreditkarten aus Metall oder Holz, sozusagen als Hingucker für die Geldbörse. G+D will das dank Künstlicher Intelligenz nun günstiger anbieten. Die Idee: Mithilfe einiger Prompts kann sich der Kunde ein eigenes Design erstellen.

Die G+D-Software, der „Convergo Card Designer“, produziert das Bild, klopft dann ab, ob das Design mit den Compliance-Vorgaben der Bank übereinstimmt und fertig ist die individuelle Karte. „So erzeugen Anbieter den Top of Wallet-Effekt ohne hohe Kosten“, können sich also im Kampf um die Position als beliebtestes Zahlungsmittel absetzen.

Das ist eine steile These. Denn Untersuchungen zur Frage, wie eine Karte Top of Wallet wird, haben eigentlich andere Aspekte hervorgehoben. Traditionell sind es Loyalitätsprogramme, Bequemlichkeit und vermehrt auch die digitale Integration. Ob die Kunden da wirklich umschwenken, weil ihnen das Design einer Karte besonders gut gefällt?

Heidari glaubt daran und hat auch ein Beispiel parat. „Kunden können etwa besondere Momente und wichtige Erinnerungen auf der Karte verewigen, etwa den Tag der Geburt des eigenen Kindes“, sagt er. Diese emotionale Bindung, so die Idee, führe dann dazu, dass der Kunde öfter zur individuell gestalteten Karte greift. Und, ein weiterer angenehmer Nebeneffekt: „Wenn Sie damit im Restaurant zahlen, ist das ein Hingucker und Ihre Begleiter fragen, wo Sie diese Karte herhaben“, so Heidari. Viel Hoffnung also für ein Tool, das auf den ersten Blick wie ein Marketing-Gag wirkt, aber viel mehr sein soll. Im asiatischen Raum nutzen bereits erste Banken den Card Designer, so das Unternehmen. Die Zeit der uniformen Kreditkarten, sie könnte also schon bald vorbei sein.

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