Banken

Instant Payments – Jetzt wird es ernst!

War das Angebot von Instant Payments bisher eine Kür, ist die Funktion für Banken fortan Pflicht. Ein Experte empfiehlt umfangreiche Tests.

von Christina Keppel,
Digitale Wallet
Digitale Wallet © AdobeStock

Am 9. Januar kommt die Pflicht: Alle Zahlungsdienstleister müssen dann Überweisungen in Echtzeit empfangen können. Und spätestens ab 9. Oktober müssen sie die Direktüberweisungen oder Instant Payments (IP) dann auch selbst anbieten. Die meisten Banken haben beide Angebote bereits im Programm, und doch bringt die gesetzliche Verpflichtung neue Herausforderungen. Denn die neue Regel schreibt vor, dass Privatkunden bis zu 10.000 Euro innerhalb von zehn Sekunden empfangen oder senden können müssen. Das gilt auch für Massenzahlungen. Und kosten darf das Ganze nicht mehr als eine reguläre SEPA-Überweisung. So weit sind die meisten Banken dann doch noch nicht.

Grundsätzlich sieht Thomas Walkner von der Unternehmensberatung Capco der Instant-Payment-Pflicht gelassen entgegen. Schließlich ist das Produkt bereits eingeführt. In Deutschland lag die Nutzerrate von Direktüberweisungen in den vergangenen Jahren allerdings deutlich niedriger als in anderen europäischen Ländern wie den Niederlanden. Walkner geht davon aus, dass bisher bloß ein niedriger zweistelliger Anteil der Überweisungen in Deutschland in Echtzeit erfolgt. Mit der gesetzlichen Pflicht und der Kostengleichheit dürften Privatkunden den Service deutlich öfter nutzen. Für Banken erhöht das die Schlagzahl an Prozessen, die gleichzeitig, schnell und konform zu den regulatorischen Vorgaben ablaufen müssen.

Eine Stolperfalle in der Identifizierung der Zahlungsempfänger: Alle Banken benötigen hierzu eine Schnittstelle. In Deutschland bündelt der Bankverlag die entsprechenden Informationen und synchronisiert sie mit anderen zentralen Stellen und Finanzdienstleistern innerhalb der EU. Denn die gesetzliche Verpflichtung bezieht sich auf alle Mitgliedsstaaten im Euro-Raum. Das Gebot der Stunde lautet also: „Schnittstellen testen, testen, testen“, sagt Walkner.

Die meisten Banken sieht er gut vorbereitet. Wer aber jetzt erst mit den Vorbereitungen beginnt, beispielsweise einige Privatbanken mit wenig Geschäft im Zahlungsverkehr, ist mit Blick auf den Oktober spät dran, sagt Walkner. Sind Instant Payments einmal implementiert, laufen sie voll digital. Die operativen Prozesse umstellen, IT-Schnittstellen einrichten und diese testen, das kann dagegen gut und gerne auch in einer kleineren Bank „zwei bis drei Vollzeitkräfte“ in Anspruch nehmen, sagt der Berater. Im kommenden Jahr stehen Instant Payments auch bei Aufsichtsbehörden hoch im Kurs. Sowohl BaFin als auch EZB-Aufsicht dürften bei ihren Prüfungen im Jahr 2025 genau darauf schauen, ob die Institute der gesetzlichen Verpflichtung nachkommen. Karenzzeiten oder Nachfristen könnte es bis ins Jahr 2026 geben. Spätestens danach müssten Banken sich auf Konsequenzen einstellen, sagt Walkner. Ab 2027 gilt die EU-Verordnung übrigens auch für den Zahlungsverkehr mit EU-Mitgliedstaaten, die bislang nicht den Euro als Währung eingeführt haben. Dann stehen wieder neue Schnittstellen-Tests an, inklusive Echtzeit-Währungstausch.

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