Arbeitsmarkt

„Junge Bewerber sind heute ungeduldiger und selbstbewusster“

Kleine und mittlere Banken in ländlichen Gebieten müssen kreativ werden, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Wenn die Generation Babyboomer in den nächsten Jahren in den Ruhestand geht, wird sich das Problem noch verschärfen. Die Sparkasse Bielefeld kann davon ein Lied singen. Zwar reduzierte das Institut in der letzten Dekade die Mitarbeiterzahl aus eher geschäftspolitischen Gründen von rd. 1 500 auf unter 1 000 (Ende 2022). Dennoch ist unlängst auch in Bielefeld der Wettkampf auf dem Arbeitsmarkt entbrannt.

Bewerberinnen (Symbolbild)
Bewerberinnen (Symbolbild) © CCO

Berufseinsteiger und Karrieristen zieht es eher in die Stadt. Eva-Lena Budesheim, Leiterin für den Bereich Personalentwicklung bei der Spk. Bielefeld, sieht darin aber gar nicht so sehr das Problem. Statt mit großen Banken konkurriere das Institut eher mit regionalen Konzernen und Hidden Champions (u. a. Oetker), die in der freien Wirtschaft teils etwas besser zahlen würden. „Wir bieten dafür andere Vorteile wie umfangreiche Sozialleistungen und Arbeitsplatzsicherheit“, erwidert Budesheim, die ein Eigengewächs der Sparkasse ist und zunächst eine Bankausbildung absolvierte. Seit zweieinhalb Jahren ist sie in ihrer jetzigen Position tätig.

„Junge Bewerber sind verglichen mit früher ungeduldiger und selbstbewusster“, sagt sie im Gespräch mit PLATOW. Neben der finanziellen Komponente sei die Möglichkeit von mobilem Arbeiten für potenzielle Mitarbeiter sehr wichtig und teils sogar Ausschlusskriterium bei der Wahl des Arbeitgebers. Die Bank biete seit der Corona-Pandemie deutlich mehr Spielraum für mobiles Arbeiten. „Auch bei der telefonischen bzw. digitalen Kundenberatung ist das möglich. Da haben wir uns vorher sehr schwergetan.“ Prinzipiell gilt im Haus die 60/40-Regelung. Bei einer Fünftagewoche bedeutet das drei Tage Präsenzarbeit.

Mittlerweile stellt das Bielefelder Institut auch Quereinsteiger im (telefonischen) Kundenservice ein. Das sind z B. ehemalige Einzelhandels- oder Dialogmarketing-Fachkräfte.  „Gleichzeitig ist für die Kundenberatung vor Ort weiterhin die Bankausbildung essenziell“, erklärt Budesheim. Ein weiterer Benefit liegt in der Weiterbildung: Auszubildende können auf interne Dozenten zugreifen. Aktuell seien das 15-20 Mitarbeiter des Hauses, die Fachtraining anbieten. „Das machen wir schon seit Jahrzehnten und es ist auch motivierend für die Dozenten selbst, eine solche Erfahrung zu sammeln“, erzählt sie stolz. Zudem nutzt die Sparkasse Lernmedien wie „PrüfungsTV“. Bleibt für sie nur zu hoffen, dass junge Menschen den Mehrwert solcher Angebote erkennen. ck

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