Kassensturz bei ThyssenKrupp
Der Kapitalmarkt glaubt die Story offensichtlich bisher nicht, wie die Kurshalbierung in den vergangenen zwölf Monaten zeigt. Die Unternehmensteilung kostet erst einmal Geld. ThyssenKrupp müsste stille Reserven offenlegen. Darauf wären Steuern fällig. Dazu kämen weitere Kosten. Merz möchte vom Management des finanziell nicht auf Rosen gebetteten Konzerns deshalb wissen, ob sich ThyssenKrupp diese Ausgaben überhaupt leisten kann und welche Vorteile die Aufspaltung bringt. Auch Großaktionär Cevian soll hier noch einigen Klärungsbedarf haben.
Vor allem die von CEO Guido Kerkhoff verfolgte Fusion des Stahlgeschäfts mit Tata Steel sorgt für Kummer. Die (absehbar) hohen Auflagen der EU-Kommission bedeuten, dass sich ThyssenKrupp bei einem Zusammengehen von einigen Downstream-Geschäften trennen müsste (u. a. Verpackungsstahl). Dadurch würden aber Kapazitäten bei der vorgelagerten Stahlherstellung frei. Angesichts drohender Jobverluste an Hochöfen und Warmbandstraßen fordern Arbeitnehmervertreter für ihre Zustimmung weitere teure Zugeständnisse. Eine derart belastete Materials-Sparte, zu der der Stahl gehören würde, könnte an der Börse kaum reüssieren. Allein um die Pensionslasten tragen zu können, müsste die Rückbeteiligung von Materials an Technologies so hoch sein, dass der Free Float des Schwesterkonzerns spürbar eingeschränkt wäre. Für dessen Kurs wäre das ebenfalls eine Belastung.
Kerkhoff, der ursprünglich im Mai einen Zwischenstand geben wollte, kann sich noch nicht sicher sein, dass die vom Vorstand beschlossene Aufspaltung wirklich kommt. Noch steht das Closing aus und kann vom Aufsichtsrat verhindert werden. Nachdem bereits sein angesichts der ernsten Situation bei ThyssenKrupp allzu flapsiges und auf Youtube zu bewunderndes Weihnachtsvideo bei mehreren Aufsehern nicht gut angekommen ist, wäre das ein neuer Rückschlag.