KfW sorgt sich um Europas Blockchain-Souveränität
Die Emission von Anleihen auf der Blockchain steckt noch immer in den Kinderschuhen. Doch frühe Übung sei wichtig, um die technologische Autonomie zu wahren, sagt die KfW.

Die Emission von Wertpapieren auf der Blockchain hat nach Auffassung der KfW noch keine Relevanz für den breiten Kapitalmarkt, doch sei Offenheit für die Technologie für eine „digitale Souveränität“ Europas wichtig. „Haben wir eine Antwort darauf, falls sich die Technologie durchsetzt?“, fragte der Banktreasurer Tim Armbruster am Dienstag in einem Pressegespräch der Bank rhetorisch. Sein Credo: Eine massentaugliche Blockchain-Lösung für den gewöhnlichen Kapitalmarkt müsse in Europa entwickelt werden.
Die KfW emittiert im kommenden Jahr bereits die dritte Anleihe auf einer Blockchain. Dabei wird sie den Wechsel des Wertpapiers von einer Blockchain auf die andere erproben und auch den Kryptoverwahrer wechseln – wesentliche Schritte für eine breite Nutzung der Technologie. Mit wem die staatliche Bank dabei kooperiert, will sie im kommenden Jahr mitteilen.
Viele Blockchain-Sandkästen
Bisher bildet die Blockchain die Grundlage für den Handel mit Kryptowährungen. Bei traditionellen Wertpapieren jedoch kommen die Blockchain und andere Formen einer Distributed Ledger probeweise nach dem Sandkastenprinzip zum Einsatz: Im August 2024 hatte die KfW eine Anleihe über Cashlink emittiert. DekaBank, DZ Bank und Union Investment spielten damals die Rolle als Investoren, die Börse Stuttgart trat als Kryptoverwahrer auf. In einer ersten Runde im Juli 2024 tummelten sich neben der Ankerinvestorin Union Investment auch die Berliner Volksbank und die Sparkasse Pforzheim Calw unter den Anlegern, Hauck Aufhäuser Lampe war mit ihrer spezialisierten Tochter als Verwahrerin an Bord.
Mit dem breiten Kapitalmarkt sei das nicht vergleichbar, sagt KfW-Treasurer Armbruster, der die Förderbank noch immer in einer Lernphase sieht. Viele Banken hätten bereits ihre eigene Blockchain aufgebaut, doch seien die Systeme voneinander getrennt und der Markt bleibe damit vorerst fragmentiert.
Warnung vor zweitem Paypal-Schock
Doch das werde sich ändern. Derzeit zeige der Aufwind von Stablecoin die Bedeutung der zugrundeliegenden Technologie. Die europäische Finanzbranche müsse aufpassen, nicht von anderen abgehängt zu werden – so, wie das im Zahlungsverkehr mit Paypal oder Mastercard der Fall sei. Es gehe um „digitale Souveränität“ und um die „Resilienz Europas“, sagt Armbruster.
In der Finanzbranche ist der Ruf angekommen: Die KfW beteiligt sich an der Initiative „Regulated Layer One“ (RL1), die eine europäische Infrastruktur auf Basis einer Blockchain bereitstellen soll. Die Initiative entwickelt die Plattform des Fintechs Swiat weiter, das unter anderem der DekaBank und der LBBW gehört. Daneben mischen in Deutschland die DZ Bank und die Börse Stuttgart-Tochter Seturion bei RL1 mit.
Kreditanstalt global bekannt
In der neuen Welt ist die Kreditanstalt eine Experimentierstube, in der alten Welt ein globaler Riese: 71 Mrd. Euro nahm sie im laufenden Jahr bis Ende November an den internationalen Kapitalmärkten auf, vor allem in Euro, aber auch in Dollar, Pfund und weiteren Währungen. Im kommenden Jahr will der Förderriese 75 Mrd. bis 80 Mrd. Euro pumpen. Die KfW profitiert von einer Garantie des Bundes und kann sich daher billig refinanzieren.