Kredite – Sturm auf Bastille steht noch aus
Insbesondere Großunternehmen haben lt. KfW vermehrt Gespräche mit ihren Banken geführt; um 300 bps. auf 31,6% stieg der Anteil zum Vorquartal. Bei den KMU sei der Anteil immerhin um 70 bps. auf 21,6% gestiegen. Damit sieht KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib eine vorsichtige Belebung der Nachfrage: „Das spricht dafür, dass sich die Kreditaufnahme trotz des markanten Zinsanstiegs im letzten Jahr stabilisieren dürfte.“ Ein Einbruch wie beim Wohnungsbau sei so noch zu vermeiden. Zudem werde durch die erhöhte Nachfrage der hohe Investitionsbedarf für Digitalisierung und Klimaneutralität unterstützt.
In den Verhandlungen seien die Kreditinstitute aber weiterhin restriktiv aufgetreten. 25,6% (+10 bps.) der KMU sowie 17,9% (+340 bps.) der Großunternehmen empfanden die Kredithürden als hoch. Doch es gab auch Lichtblicke. Im Dienstleistungssektor etwa sank die Hürde für KMU nach zuvor besonders strengen Maßstäben um 490 bps. auf 26,5%, bei den Großbanken konnte sie im Baugewerbe sogar um 1 580 bps. auf 30,9% zurückgeschraubt werden.
Dass dt. Unternehmen unter steigenden Insolvenzen und rückläufiger Wirtschaftskraft leiden, zeigt auch der Creditreform-Zahlungsindikator für das 1.Hj.. So stieg im Q2 die Verzugsdauer überfälliger Kredite auf 10,77 nach 10,5 Tagen im Q2. „Die Rezession und die Zinswende nehmen die Unternehmen gleich von mehreren Seiten in die Zange“, kommentierte der Leiter des Instituts Patrik-Ludwig Hantzsch. Um Ausfallrisiken zu minimieren, setzen Banken gewöhnlich auf kurze Zahlungsziele. Über alle Branchen hinweg seien jedoch längere Fristen vereinbart worden, vorneweg bei persönlichen Dienstleistungen (26,2 statt 22,6 Tage). Wie bereits die Zahlen der KfW verdeutlichen, sind die Hürden besonders für KMU hoch. Lt. Creditreform handelt es sich bei 80,8% aller säumigen Schuldner um Kleinunternehmen. dog