Kreditrisiken werfen Schatten auf Volksbankfusion um Heidelberg
Der jüngste Zahlenausweis der Volksbank Neckartal offenbart hohe Kreditrisiken. Wie schwer wiegt wohl die Last vor der geplanten Fusion mit der Heidelberger Volksbank?

Die Volksbank Neckartal geht mit einer Bilanzsumme von 2,8 Mrd. Euro als größere Partnerin in die geplante Fusion mit der Heidelberger Volksbank, die auf 2,1 Mrd. Euro kommt. Ob der Neckartaler Bankchef Achim Himmelmann damit bessere Karten auf der Hand hat als die Heidelberger Vorstände Toralf Weimer und Felix Pöltl, ist damit aber nicht geklärt. Beide Institute kommen nach jüngsten Zahlen für das Geschäftsjahr 2023 auf ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 13,9 Mio. Euro, obwohl das Institut in Heidelberg auch gemessen an der Ertragskraft deutlich kleiner ist.
Das Problem: Während die Heidelberger eine geringe Risikovorsorge verzeichnen, kommt die Volksbank Neckartal auf ein Bewertungsergebnis von minus 11,7 Mio Euro. Für eine Bank mit Zins- und Provisionserträgen von insgesamt 60,5 Mio. Euro ist das eine beachtliche Zahl. Dahinter steht eine gestiegene, nicht näher bezifferte Risikovorsorge im Kreditgeschäft, die einem positiven Bewertungseffekt aus den Eigenanlagen gegenübersteht, wie es im Jahresabschluss heißt. Zum Ergebnis des Jahres 2024 äußert sich der Vorstand auf Nachfrage nicht.
Wo faule Kredite liegen, schlüsselt der Jahresabschluss der Volksbank Neckartal nicht auf. Ein Schwerpunkt in der gewerblichen Finanzierung sieht die Bank unter anderem im Baugewerbe sowie im Grundstücks- und Wohnwesen – also in Branchen, die zuletzt zum Teil vor Problemen standen.
Weil das Votum der Vertreterversammlung hier wie dort noch fehlt, wollen sich die Partner nicht zum künftigen Vorstand äußern. Die Führung der Volksbank Neckartal ist jung: Bankchef Himmelmann, der seit 2018 im Vorstand sitzt, ist lediglich 41 Jahre alt, seine Vorstandkollegen Christian Menges und Daniel Mohr haben mit jeweils 45 Jahren ebenfalls noch viele Berufsjahre vor sich. In Heidelberg nähert sich Weimer mit 60 Jahren allmählich dem Ruhestand, während Pöltl mit 46 Jahren ebenfalls jung ist. Unklar ist auch der Firmensitz. Heidelberg ist bedeutender als Eberbach, eine Kleinstadt wenige Kilometer flussaufwärts und Sitz der Neckartaler.
Bereits im Jahr 2022 hatten die Banken eine Fusion angekündigt, kurz darauf aber abgesagt. Alle beteiligten Vorstände von heute waren bereits damals im Amt. Lediglich der damalige Marktvorstand in Heidelberg, Stefan Baumann, hat sich seither verabschiedet. Die Position wurde nicht nachbesetzt.
Die fusionierte Volksbank würde sich mit einer Bilanzsumme von 4,8 Mrd. Euro und 563 Mitarbeitende knapp vor die Volksbank Kurpfalz setzen, die ebenfalls in Heidelberg residiert und auf 4,2 Mrd. Euro Bilanzsumme und 458 Köpfe kommt. Der Vorstand um Sprecher Carsten Müller wird die Fusion in der Nachbarschaft mit Interesse verfolgen.