LBBW steuert Risikovorsorge nach Prinzip der schwäbischen Hausfrau

Vermehrte Kreditausfälle einerseits, der Ausblick auf einen erneuten Milliardengewinn vor Steuern andererseits: Für die LBBW erscheint es naheliegend, die Last aus Kreditausfällen möglichst im starken Jahr 2024 zu verbuchen, um in künftigen Ergebnisrechnungen mehr Puffer zu haben. Auf der Bilanz-PK mimt Bankchef Rainer Neske mit Blick auf die Risikovorsorge daher die schwäbische Hausfrau: „Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not.“
Übersetzt heißt das: 360 Mio. Euro Risikovorsorge nach 254 Mio. Euro im Vorjahr. Anders als damals verzeichnet die LBBW diesmal größere Einzelausfälle von Unternehmen, und zwar über alle Branchen hinweg. Vor allem in zweiten Halbjahr stockte die Bank die Vorsorge auf. Dabei verfügt sie bereits über üppige Model Adjustments, also pauschal gebildete Risikovorsorge, in Höhe von 880 Mio. Euro. Diese Position hat sich laut Neske kaum reduziert.
Nach Lesart der Bank – und genehmigt vom Wirtschaftsprüfer – sind die neuen Kreditausfälle also entweder nicht von der zuvor gebildeten pauschalen Risikovorsorge gedeckt, oder aber die Bank hat die Modellannahmen noch einmal nachgeschärft. So oder so kommt die Rechnung dem Vorstand gelegen, denn weiterhin hohe Erträge von 4,02 Mrd. Euro (nach 4,04 Mrd. Euro im Vorjahr) lassen in der Ergebnisrechnung Spielraum. Eine Risikovorsorge lässt sich also besser jetzt als später schultern. Neske: „Der Stress in der Wirtschaft kommt irgendwann bei Banken an. Die Frage ist, wie man das verdaut.“ Für das bislang zweitbeste Vorsteuerergebnis der Bankgeschichte in Höhe von 1,23 Mrd. Euro nach zuvor rekordhohen 1,37 Mrd. Euro reichte es gleichwohl.
Für die Eigentümer – das Land Baden-Württemberg und die Sparkassen mit jeweils 40,5% sowie die Stadt Stuttgart mit 18,9% – zählen stetige Auskehrungen. 864 Mio. Euro verdiente der Konzern im vergangenen Jahr nach Abzug von Steuern. 330 Mio. Euro will die Bank davon als Dividende auftischen. Für das leibliche Wohl der Träger ist auch künftig gesorgt: Die laufende Integration der Berlin Hyp, die seit 2022 der LBBW gehört, soll ab 2027 oder 2028 jährliche Ersparnisse von 100 Mio. Euro bringen.
Immerhin bleibt die LBBW mit der Risikovorsorge hinter der BayernLB zurück, die auf 491 Mio. Euro kommt. Doch während die Rivalin vor allem im Segment Immobilien Vorsorge abführte, fiel hier für die LBBW mit 150 Mio. Euro weniger Risikovorsorge an. Im zweiten Halbjahr kam für Immobilien anders als für Unternehmen nur wenig zusammen. LBBW-Finanzchefin Stefanie Münz setzt auf eine Erholung von Betongold. Die Vorsorge für das Segment Privatkunden und Sparkassen, wo die BW-Bank aufgehängt ist, beziffert sie übrigens auf 16 Mio. Euro, also „so gut wie nichts“. Schwäbische Peanuts.