Linde/Praxair – Governance wird zum Knackpunkt
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Die Einigung zwischen Linde und Praxair auf einen Zusammenschluss ist trotz der bereits seit rd. zwei Monaten laufenden Gespräche, bei denen Linde angeblich von Morgan Stanley unterstützt wird, noch nicht ausgemacht. Im August wird intern nicht mehr damit gerechnet. Realistischer sei September, heißt es.
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Die Zustimmung der Gremien beider Häuser vorausgesetzt, würde dann das Business Combination Agreement aufgesetzt, in dem u. a. festgelegt wird, von welchen Aktivitäten vor allem in den USA, wo die Überschneidungen am größten sind, sich Linde und Praxair im Falle einer Hochzeit trennen würden. Die Wettbewerbshüter in Europa und den USA hätten dann 12 bis 15 Monate Zeit, den Deal zu prüfen, so dass der neue Branchenprimus Ende 2017 starten könnte.
Rote Linien gibt es allerdings gerade für Linde einige: In der Diskussion ist dem Vernehmen nach vor allem die richtige Governance. Hier geht es um die deutsche Mitbestimmung. Die Arbeitnehmervertreter pochen auf ihre Rechte, was auch mit Blick auf den künftigen Sitz des Unternehmens wichtig ist. Linde wird trotz etwas geringerer Börsenbewertung auch keine Übernahme durch Praxair akzeptieren. Ziel ist eine gleichberechtigte Fusion. Das Interesse daran komme durchaus von beiden Seiten, heißt es denn auch. Schon vor anderthalb Jahren sei über einen Zusammenschluss gesprochen worden, da soll der damals frisch gekürte Linde-Chef Wolfgang Büchele aber noch kühl reagiert haben. Mit der Übernahme des AR-Vorsitzes durch seinen Vorgänger Wolfgang Reitzle im Frühjahr ist jetzt Zug in die Sache gekommen.
Praxair entgegenkommen könnte Linde dafür beim Führungspersonal. Reitzle (67) strebt zwar zunächst den AR-Vorsitz an, will aber nicht bis weit über 70 Jahre aktiv sein. Erster CEO des gemeinsamen Unternehmens könnte dann Praxair-Chef Stephen Angel werden, der einen starken Track Record vorgelegt hat, mit 60 aber auch nicht unbegrenzt zur Verfügung steht. Büchele, der für Linde die Verhandlungen führt, würde sich im Interesse des Gelingens dem Vernehmen nach nicht gegen ein Ausscheiden sperren. Den Abschied versüßen könnte ihm die offenbar nach wie vor geplante Verlängerung seines Vertrags auf der AR-Sitzung im September. Da auch Linde-CFO Georg Denoke nicht mehr dauerhaft mit von der Partie sein soll und die Nachfolge des zu Bilfinger gewechselten US-Vorstands Tom Blades bewusst offen gehalten wurde, hat Linde Praxair hier noch mehr zu bieten.
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