Marcus Schenck als neuer ThyssenKrupp-Chef im Gespräch
Zäher als zuletzt erhofft, zieht sich bei ThyssenKrupp die Suche nach einem neuen Aufsichtsratschef hin. Dabei hatten sich Ende vergangener Woche die Signale verdichtet, dass der Nominierungsausschuss kurz vor der Kür eines Nachfolgers für den zurückgetretenen Oberaufseher Ulrich Lehner stehen könnte. Doch der weiße Rauch über dem Essener ThyssenKrupp-Campus ist bislang ausgeblieben. Offensichtlich verzögert sich die Personalie noch etwas. Derweil arbeitet der Personalberater Spencer Stuart mit Hochdruck an einer Shortlist für die Nachfolge von Ex-Vorstandschef Heinrich Hiesinger.
„
Weit oben auf dem Zettel der Headhunter soll dem Vernehmen nach der Name Marcus Schenck stehen. Der ehemalige Deutsche Bank-Vize wäre in der Tat ein echtes Schwergewicht für den Vorstandsvorsitz bei ThyssenKrupp. Zudem wäre er kurzfristig verfügbar. Nach dem Aufstieg von Christian Sewing zum Deutsche Bank-Chef kehrte Schenck den Frankfurter Zwillingstürmen den Rücken. Als ehemaliger Finanzvorstand des Energieriesen E.ON hat Schenck auch schon einmal Industrieluft im Ruhrgebiet geschnuppert. Der ehemalige CFO und Co-Investmentbanking-Chef der Deutschen Bank weiß genau, wie Investoren und Kapitalmärkte ticken. Eine Eigenschaft, die angesichts der unterschiedlichen Interessen der ThyssenKrupp-Großaktionäre durchaus von Vorteil sein dürfte. Mit Transformationsprozessen, wie sie ThyssenKrupp seit Jahren durchlebt, kennt sich der stets verbindlich auftretende Schenck ebenfalls bestens aus. Gilt doch auch die Deutsche Bank als Dauerbaustelle.
Schwieriger dürfte Schenck indes den mächtigen Arbeitnehmervertretern im ThyssenKrupp-Aufsichtsrat zu vermitteln sein. Ein Investmentbanker an der Spitze der traditionsreichen Ruhr-Ikone könnte manchem Gewerkschafter als das falsche Signal gelten, zumal Hiesinger und Lehner bei ihrem Abgang gezielt Spekulationen über eine mögliche Zerschlagung von ThyssenKrupp geschürt hatten. Doch ein solches Szenario dürfte eher unwahrscheinlich sein. Die Hauptaktionäre Krupp-Stiftung und Cevian drängen zwar auf einen Konzernumbau, nicht aber auf eine Zerschlagung.
„